650. Der schwarze Mann zu Memel.

[609] (S. Hennenberger S. 316.)


Am 19. Februar des Jahres 1595 um 9 Uhr Abends hat ein Kriegsmann, mit Namen Hans von der Heide, aus Dithmarschen auf der Festung zu Memel auf dem Wall am vordersten Rondeel die Wache gehabt und gesehen, wie eine Brücke über den Graben bis ans Rondeel entstanden und darüber ein großer schwarzer Mann in einem langen Talar gekommen ist. Der hat ihn auf Sächsisch mit harten Worten angesprochen und gefragt: »Was stehst Du hier?« Der Kriegsmann antwortete: »Ich stehe hier von Gottes und meines gnädigsten Herrn wegen.« Da versetzte der schwarze Mann: »Das hieß Dich Gott reden« und fragte weiter: »Habt Ihr auch noch da in dem Ding zu fressen?« Hans antwortete: »Ja, Gott sei Dank, genug zu essen und zu trinken und guten Vorrath.« Da sprach der schwarze Mann: »Aber Korn und Holz wird Euch mangeln!« Darauf ist er und die Brücke verschwunden und die Schanzkörbe haben sehr gekracht.

Quelle:
Johann Georg Theodor Grässe: Sagenbuch des Preußischen Staates 1–2, Band 2, Glogau 1868/71, S. 609.
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