664. Eine Magd wird in die Hölle geführt.

[616] (S. Hennenberger S. 435.)


In der Mitte des 16. Jhdts., als ein gewisser Sigo Weyer Pfarrer zu Schneditten war, hatte ein Bauer daselbst im Herbste an einem Sonnabend Kruschken oder wilde Birnen schütteln lassen, konnte sie aber an demselben Abend nicht alle auflesen, er schickte also am andern Morgen früh, einem Sonntag, den aber die Bauern nicht groß achten, eine Magd hinaus, vor der Predigt die Birnen aufzulesen. Diese aber kam weg, so daß man etliche Tage gar nichts von ihr wußte, endlich findet man sie unter einem Busche durch und durch naß sitzen, man bringt sie zu Hause, fragt sie, wo sie so lange gewesen, da erzählt sie wunderliche Dinge, wie sie an einem Orte gewesen, wo stattliche Leute mit Hahnenfedern etc. gegessen, getrunken und sich gekurzweilt haben, aber alles Bier ist pechschwarz gewesen und Flammen sind aus den Gefäßen, woraus sie getrunken und gegessen, aufgeschlagen, diese haben sie mitgetrunken und mitgegessen. Man hat die Magd unterschiedliche Male nach dem Orte, wo dies geschehen, gefragt, allein sie hat es niemals gesagt.

Nicht lange nachher ging nicht weit von da ein Mägdlein aus einem Hofe verloren und als es wieder zum Vorschein kam, da sagte es seltsame Dinge, wie es weggekommen und wiedergebracht wäre, und was es sagen und zeigen solle, wie man sich bessern solle, hat auch ein Wahrzeichen aufgewiesen.

Quelle:
Johann Georg Theodor Grässe: Sagenbuch des Preußischen Staates 1–2, Band 2, Glogau 1868/71, S. 616-617.
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