669. Die große Eiche zu Wehlau.

[619] (S. Hennenberger S. 472.)


Nicht weit von Wehlau über dem Pregel an der Landstraße von Königsberg nach Ragnit liegt ein Dorf, Oppen genannt, da stand noch im dritten Drittel des 16. Jhdts. in einem Garten eine alte Eiche von unglaublicher Dicke, von der man geglaubt hat, sie sei der größte Baum nach der Sündfluth gewesen. Dieselbe war inwendig hohl und so weit, daß einer mit einem großen Gaule hineinreiten und sich mit demselben umdrehen und herumtummeln konnte, wie denn solches die beiden Markgrafen von Preußen Albrecht der Aeltere und Albrecht Friedrich gethan haben. Diese Eiche ist zuvor, so lange sie noch grün gewesen und ihre Borke hatte, 27 Ellen dick gewesen, wie dies der Rath zu Wehlau mit seinem Insiegel dem Pastor Hennenberger bestätigt hat. Der Baum aber ist endlich eingegangen und umgestürzt, weil Jedermann, der dorthin kam, seines Namens erste Buchstaben-Zeichen, Andere Marken und Jahreszahl hineingeschnitten haben, also daß der Baum verdorren mußte.

Quelle:
Johann Georg Theodor Grässe: Sagenbuch des Preußischen Staates 1–2, Band 2, Glogau 1868/71, S. 619.
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