697. Die Irrberge bei Neidenburg.

[634] (S. Toeppen S. 134.)


Nicht weit von dem Goldberg sind die Irrberge (Mainagori d.h. Laub auf dem Berge). Als im Jahre 1807 hier Krieg und Hungersnoth wütheten, flüchteten die Bewohner von Wallendorf und anderen Dörfern der Umgegend dorthin. Da fand ein Mädchen am Fuße des Berges eine möhrenartige genießbare Wurzel und aß davon sich satt. Andern theilte sie das mit, sie suchten auch und je mehr sie suchten, desto mehr fanden sie derartige Wurzeln. Wer von denselben aß, vergaß Noth und Sorgen, aber er vergaß auch den Weg von den Bergen nach Hause. Wenn sie aus dem Walde kamen, sahen sie wohl ihre Wohnungen und ihr Feld, allein wenn sie dahin gehen wollten, verliefen sie sich. So irrten sie in den Bergen Tage lang herum, bis sie sich endlich in weit entfernten Dörfern wiederfanden und von da auf weiten Umwegen nach Hause kamen.

Quelle:
Johann Georg Theodor Grässe: Sagenbuch des Preußischen Staates 1–2, Band 2, Glogau 1868/71, S. 634-635.
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