710. Die Bekehrung der Oxhöfter.

[644] (S. Preuß. Prov.-Bl. 1837 S. 127. Poetisch beh. b. Becker S. 62.)


Zu Oxhöft, was jetzt am Strande der Ostsee liegt, früher aber ein Eiland war, herrschte zur Heidenzeit ein mächtiger, aber grausamer Fürst, dessen Gebiet sich weithin über den jetzigen Neustädter und Karthäuser Kreis erstreckte. Da kam aus dem Süden ein heiliger Mann, Jatzk genannt, der trug die Lehre des Heilands hierher und wollte auch diesen Heiden und seine Unterthanen bekehren. Der aber spottete seiner und sagte, wenn er im Stande sei trockenen Fußes zu seiner Burg, die mitten im Meere lag, zu wallen, dann wolle er glauben, daß er ein göttlicher Sendbote sei; gleich theilte sich das Wasser und trockenen Fußes stand der h. Jatzk vor ihm. Damit war aber der böse Mann noch nicht zufrieden, sondern sagte, wenn er im Stande sei, Oxhöft, welches damals noch eine Insel war, mit dem Festlande zu verbinden, dann wolle er selbst an Jesum Christum glauben. Da betete der heilige Mann inbrünstig, und siehe das Wasser zog sich zurück und an die Stelle desselben traten üppig grüne Matten und die Insel war keine Insel mehr, sondern lag nun trocken am Seegestade, da ließen sich Fürst und Volk taufen.

Quelle:
Johann Georg Theodor Grässe: Sagenbuch des Preußischen Staates 1–2, Band 2, Glogau 1868/71, S. 644.
Lizenz:
Kategorien:
Ausgewählte Ausgaben von
Sagenbuch des Preußischen Staats
Sagenbuch des Preußischen Staats: Erster Band
Sagenbuch des Preußischen Staats: Zweiter Band
Sagenbuch des Preußischen Staats: Erster Band
Sagenbuch des Preußischen Staats: Zweiter Band