799. Der Salusreiter.

[710] (S. Kehrein Th. II. S. 17.)


Es haben eines Tages ein Paar Buben im Ried (einem Wiesengrunde) bei Sossenheim in der Nähe von Höchst die Kühe gehütet, und weil sie nicht auf die Zeit Acht gaben, so ward es so spät, daß sie noch draußen waren, als man schon zu Abend läutete. Auf einmal hören sie ein Sausen und Brausen in der Luft, man hört Pferde traben, Hunde bellen und Peitschen knallen. Der Lärm kömmt immer näher und wird stärker und stärker, es[710] ist der Salusreiter119 mit andern Jägern. Er sitzt auf einem Wagen, der ganz von Eisen ist und sechs Schimmel sind davorgespannt. Der Salusreiter fährt durch die Luft bis nach Salus, wo er sich auf der Erde niederläßt. Die Buben aber bekommen furchtbare Angst und laufen nach dem Dorfe, die Kühe fangen auch an zu brüllen, heben die Schwänze auf und rennen hinter ihnen her, die Hunde des Salusreiters aber immer hinter den Kühen her. Seit der Zeit hat aber Keiner mehr nach dem Abendläuten dort das Vieh gehütet.

119

Salus oder Sales heißt ein Wäldchen bei Sossenheim.

Quelle:
Johann Georg Theodor Grässe: Sagenbuch des Preußischen Staates 1–2, Band 2, Glogau 1868/71, S. 710-711.
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