809. Konrad Kurzbold.

[716] Der Graf Conrad von Niederlahngau, von seiner untersetzten Gestalt Kurzbold genannt († 948), war ein sehr seltsamer Mann. Er hatte vor Aepfeln und Weibern einen solchen Abscheu, daß er nicht einmal an einem Orte übernachten wollte, wo Eins oder das Andere sich befand. Trotz seiner kleinen Gestalt war er sehr tapfer. So erlegte er einen Löwen, der aus seinem Käfich gebrochen war und den Kaiser Otto I. (936-974) zu zerreißen drohte, mit einem Streiche und durchbohrte mit seiner Lanze einen Slaven von Riesengestalt, der dem kaiserlichen Heere Hohn gesprochen hatte. In einem Ueberfalle bei Breisig tödtete er mit eigener Hand Kaiser Konrad's I. Bruder Eberhard, der gegen Kaiser Otto sich erhoben hatte. Als er bejahrt war, zog er sich auf sein Schloß, die Lintburg, zurück und ließ dann auf seine Kosten den Dom zu Limburg bauen, wozu eine Zeit von 30 Jahren (910-940) erforderlich war. Sein Name ward im Limburger Lande zu einem volksthümlichen, wie kein zweiter.

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Johann Georg Theodor Grässe: Sagenbuch des Preußischen Staates 1–2, Band 2, Glogau 1868/71, S. 716.
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