851. Die Rathhaustreppe zu Fulda.

[738] (Poetisch beh. v. Schwarz, Buchenblätter S. 14.)


Am Rathhausbrunnen in Fulda halten die Mägde ihre Klatschgesellschaften und bis spät am Abend sind hier ihre bösen Zungen in Thätigkeit. Diejenigen aber, welche ihre Verläumdungen nicht widerrufen, müssen nach ihrem Tode mit ihrer Zunge die Rathhaustreppe scheuern, wozu ihnen der Teufel leuchtet. Um's aber recht sauber zu machen, nehmen sie zuvor am Brunnen das Maul voll Wasser. Daher kommt es auch, daß man oft Morgens die Treppe ganz feucht sieht und dies gilt stets als ein sicheres Zeichen, daß wieder ein böses Maul büßen mußte.

Quelle:
Johann Georg Theodor Grässe: Sagenbuch des Preußischen Staates 1–2, Band 2, Glogau 1868/71, S. 738.
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