885. Der Gesundbrunnen bei Treis.

[765] (S.d. Zeitschr. a.a.O. S. 206. Marburg. Anz. 1764 S. 147. 157.)


Bei Treis an der Lumbde, am Todtenberge, befindet sich der sogenannte Gesundbrunnen, auch der gute Brunnen. Angeblich fließt diese Quelle alle 7 Jahre, in der That aber gewöhnlich nach jedem nassen Winter. Daher kommt es, daß sie zuweilen mehrere Jahre hinter einander aussetzt. Angeblich ist sie zuerst im Jahre 1719 entsprungen und damals, gleichwie im Jahre 1764, soll sie nach längerem Verschwinden großes Aufsehen erregt haben, weil im Volke die Meinung ging, daß ihr Wasser die darin Badenden verjünge. Im Jahre 1717 ist jedoch bereits der Landgraf Karl mit mehreren seiner Hofleute im Sommer dort gewesen, hat einige Gläser davon gekostet und bei dieser Gelegenheit viel Geld unter die Armen vertheilt. Der Brunnen muß also älter sein. In dem Jahre 1798/9 soll der Brunnen wieder von vielen Menschen, besonders aus Frankreich besucht worden sein, und heute noch wird zu Treis ein kleines Capital für die Armen verwaltet, welches damals von den Brunnengästen für sie zusammengebracht wurde. Unter andern hat ein ganz gelähmter Mann aus Ebsdorf den Brunnen vollkommen wieder hergestellt verlassen und zum dankbaren Gedächtniß beide Krücken an einen danebenstehenden Baum aufgehängt. Vor etwa dreißig Jahren strömten auch Kranke aus allen Gegenden nach Treis, denn der Brunnen floß wieder, doch von auffallenden Curen aus dieser Zeit ist nichts bekannt geworden. Chemische Untersuchungen haben überdem in dem Wasser nicht als gewöhnliches Quellwasser gefunden.

Quelle:
Johann Georg Theodor Grässe: Sagenbuch des Preußischen Staates 1–2, Band 2, Glogau 1868/71, S. 765.
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