1018. Der feurige Pflüger.

[844] Auf dem großen Felde zwischen Ankum und Bersenbrück ist es um Mitternacht nicht recht geheuer. So wie die zwölfte Stunde vom Thurme schlägt, da öffnet sich auf dem Gottesacker ein Grab, heraus steigt ein hagerer Knochenmann, geht schlotternd nach seinem Felde und findet dort ein aus der Erde emporgestiegenes Viergespann feuriger Pferde, welche hinter sich ein weißglühendes Pflugschaar schleppen. Er ergreift nun die Zügel und in rasendem Galopp fährt er über das Feld hinweg, allein der Pflug dringt nicht in den Boden ein, man sieht ihn nur feurige Furchen, die aber sofort wieder vergehen, ziehen, stets aber an den Rainsteinen vorbeipflügen. So wie der erste Hahnenschrei ertönt, versinkt das Gespann in die Erde und der feurige Pflüger kehrt wieder in sein Grab zurück. Dies ist der Geist eines reichen, aber habsüchtigen Bauers aus Ankum, der während seines Lebens manchen Grenzstein mit seinem Viergespann umgeackert, ja selbst umgesetzt hat und zur Strafe zu diesem ewigen rastlosen Pflügen von Gott verdammt ward.

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Johann Georg Theodor Grässe: Sagenbuch des Preußischen Staates 1–2, Band 2, Glogau 1868/71, S. 844.
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