1035. Der Geist am Violenbache.

[854] (Poetisch behandelt von Crone a.a.O. S. 94 etc.)


Zu Dielingdorf bei Melle sieht man täglich um Mitternacht an einer bestimmten Stelle auf den Wellen des schilfumkränzten Violenbaches eine männliche Gestalt auftauchen, aus dem Schilfe einen Eimer hervorholen und mit diesem Wasser aus dem Bache schöpfen. Allein der Eimer hat keinen Boden und so schöpft er immerfort, bis der Morgen anbricht. Dann versinkt er wieder in die Fluth. Es ist dies der ruhelose Geist eines habsüchtigen Wucherers, der nie genug bekommen konnte und unzählige Menschen um das Ihrige gebracht hatte, nach seinem Tode aber zu der ewigen Strafe verdammt ward, mit einem Gefäße ohne Boden den Bach ausschöpfen zu sollen.

Quelle:
Johann Georg Theodor Grässe: Sagenbuch des Preußischen Staates 1–2, Band 2, Glogau 1868/71, S. 854.
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