1096. Der verzauberte Ring.

[893] (S. Seifart Th. I. S. 179.)


Zu einem jüdischen Handelsmann auf dem Lappenberg kam ein vornehmer Christ und versetzte einen kostbaren Ring. Als nun der Jude einige Tage nachher den Ring besucht, findet er statt des Ringes einen zusammengekrümmten häßlichen Wurm. Wüthend warf Pessche, des Handelsmanns Frau, den Wurm ins Feuer, aber sogleich pocht der vornehme Christ an die Hausthür, hält den versetzten Ring in der Hand, zittert am ganzen Leibe und sagt, er habe den Ring aus Versehen wieder mitgenommen. Der Handelsmann nimmt höflich den Ring wieder in Empfang, ruft aber, nachdem er die Thüre geschlossen, dem sich entfernenden Herrn aus dem Fenster nach: »Wenn der Ring wieder ein Wurm wird, wirft ihn Pessche wieder ins Feuer.« Da ist der Ring nicht wieder zu einem Wurm geworden.

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Johann Georg Theodor Grässe: Sagenbuch des Preußischen Staates 1–2, Band 2, Glogau 1868/71, S. 893.
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