1098. Die Schlange mit der goldenen Krone.

[894] (S. Seifart Th. I. S. 14.)


Lange vor der westphälischen Zeit saß eine große rothe Schlange mit einer goldenen Krone auf dem Kopfe im Walle am Hagenthore. Kinder, welche dort Veilchen suchten, sahen sie einmal in der Sonne liegen, und liefen vor Angst und Entsetzen davon. Nur ein Junge war beherzt, nahm einen Stein und warf damit nach der Schlange und traf die goldene Krone, daß sie herabflog. Da huschte die Schlange mit einem kläglichen Geschrei in den Wall und ist niemals wieder gesehen worden. Die goldene Krone aber ist in den Stadtgraben gefallen, wo sie noch liegt, denn so viel man auch nach ihr gesucht hat, Niemand hat sie wiederfinden können. Der Junge aber, der den Stein nach der Schlange geworfen hatte, hat es später oft bereut, denn er hatte von Stund an einen lahmen Arm, den er auch mit ins Grab genommen hat.

Quelle:
Johann Georg Theodor Grässe: Sagenbuch des Preußischen Staates 1–2, Band 2, Glogau 1868/71, S. 894.
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