1108. Der große liebe Gott in der St. Godehardi-Kirche.

[899] (S. Seifart Bd. II. S. 35. Müller u. Schambach S. 26.)


Der große liebe Gott183 (d.h. ein Crucifix), der neben der Orgel in der St. Godehardi-Kirche hängt, ist so groß wie ein Riese. Keiner weiß, wo er gemacht ist, denn er ist einmal bei einer Ueberschwemmung auf der Innerste hergekommen. Als er aber beim Godehardi-Kloster angekommen war, drehte er sich immer auf dem Wasser herum und wollte nicht weiter schwimmen. Da fischte man ihn auf und brachte ihn in die Kirche. Schon viele hundert Jahre hatte er aber hier gehangen, als die Franzosen kamen und aus der Kirche ein Heumagazin machten. Dabei war ihnen aber der große liebe Gott im Wege, schon machten sie sich daran, ihn von der Wand zu reißen, aber kaum hatten sie ihn angerührt, als er herabfiel und zwei von den gottlosen Franzosen erschlug. Seitdem hat man ihn wieder aufgehängt und Niemand wieder seine Hände an ihn gelegt.

183

Aehnlich war der schwarze Herrgott zu Dresden (s.m. Sächs. Sagenschatz S. 94.)

Quelle:
Johann Georg Theodor Grässe: Sagenbuch des Preußischen Staates 1–2, Band 2, Glogau 1868/71, S. 899.
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