1165. Die Homburg und die Burg Eberstein.

[939] (S. Schambach u. Müller S. 13.)


Der Ritter auf der Homburg hatte mit seinem Bruder, dem Besitzer der benachbarten Burg Eberstein, in beständiger Fehde und Feindschaft gelebt. Einst ward dem Erstern ein Sohn geboren; da beschloß er in seiner Freude auch seinen Bruder zu der Taufe einzuladen und dann zugleich mit diesem das Versöhnungsfest zu feiern. Der Ebersteiner folgte auch der an ihn ergangenen Einladung und erschien zur Taufe. Doch als sie in der Klosterkirche des benachbarten Dorfes Amelunxborn vor dem Altar standen und der Priester eben den Segen über das Kind gesprochen hatte, erwachte plötzlich in beider Herzen der alte Groll von Neuem und fast gleichzeitig zogen sie die Schwerter aus der Scheide und stießen sie sich gegenseitig ins Herz. Wegen dieser Unthat ist aber die eine Thür der Kirche zugemauert. Die beiden Brüder sind in Stein gehauen noch jetzt in der Kirche zu sehen. Auch befindet sich[939] daselbst eine Tafel mit einer Inschrift, die sich auf diese Begebenheit beziehen soll.

Auf der Burg Eberstein haben in alten Zeiten Hünen gewohnt. Auch ist da eine eiserne Thür mit einem großen Schlosse, aus welcher eine weiße Jungfrau, mit einem Schlüsselbunde an der Seite, herauskommt.

Quelle:
Johann Georg Theodor Grässe: Sagenbuch des Preußischen Staates 1–2, Band 2, Glogau 1868/71, S. 939-940.
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