1173. Der Kuhstein.

[942] (S. Schambach a.a.O. S. 40.)


Im Edesheimer Felde, an dem Wege von Imbshausen nach Hohenstedt, zwischen der Hohenstedter Dene und dem Edesheimer Bruche stand früher ein alter grauer mit Moos bewachsener Stein von etwa 4 Fuß Höhe und 2 Fuß im Durchmesser, der Kuhstein genannt, der seinen Namen daher bekommen haben soll, daß sich die Kühe an ihm zu reiben pflegten. Der Stein ist jedoch seit der Mitte dieses Jahrhunderts weggekommen. Von diesem Kuhstein wird aber Folgendes erzählt.

Einst jätete eine Frau aus Edesheim in ihrem Flachse, sie war fast schon damit fertig, als ein schweres Gewitter heraufzog. Gleichwohl wollte sie sich nicht bei ihrer Arbeit stören lassen, sondern in frechem Uebermuthe sagte sie, sie wolle nicht eher vom Platze weggehen, als bis sie mit Jäten fertig sei, und solle sie auch in einen Stein verwandelt werden. Sie schickte indeß ihre Tochter, welche ihr half, nach Hause und band sich einen Mantel um, um gegen den Regen geschützt zu sein, allein als jene sich, nachdem sie ein Stück weit gegangen war, nach ihr umsah, war ihre Mutter verschwunden, an der Stelle aber, wo sie gejätet hatte, lag der große Stein da. Man sagt, früher habe man an demselben eine Frauengestalt abgebildet gesehen, und habe man mit einem stumpfen Beile hineingehauen, so sei Blut herausgespritzt.

Quelle:
Johann Georg Theodor Grässe: Sagenbuch des Preußischen Staates 1–2, Band 2, Glogau 1868/71, S. 942.
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