1209. Doctor Faust im Lande Wursten.

[982] (S. Vogelsang bei Köster S. 229.)


In dem bekannten Volksbuche vom Doctor Faust fehlt diejenige Begebenheit, welche im Lande Wursten im Verdenschen mit diesem vorgegangen sein soll. Dieser Erzgaukler hatte einen Bund mit dem Teufel geschlossen, demselben seine arme Seele verschrieben und dagegen außer vielem Geld und Gut insbesondere noch dieses sich ausbedungen, daß er zu jeder Jahreszeit, im Winter wie im Sommer stets die schönsten saftreichsten Kirschen in größter Fülle haben wollte, und daß ferner, so oft er ausführe, stets unmittelbar vor und unter seinem Wagen eine fest gepflasterte Chaussee sein müsse, die aber sofort hinter ihm zerfließe, so daß für andere Menschenkinder derselbe Weg, den er so eben passirt, in der frühern Unergründlichkeit vorliege. Der Teufel habe denn diese und andere Bedingungen auch getreulich erfüllt und zuletzt den Doctor Faust in die Hölle geholt. Das Haus, in welchem dieser letzte Vorgang stattgefunden haben soll, wird noch jetzt gezeigt. Es liegt im Kirchspiele Cappel am Oberstrich auf einer sogenannten Hofstelle oder Worth. Die Sage fügt noch hinzu, in einem Hause sei eine Kammer, durch deren Außenwand der Teufel mit dem Doctor Faust hinausgefahren sei, und an der innern Fläche dieser Wand könne man noch jetzt das Blut des Mannes erblicken, das, so oft auch die Wand überweißt werde, dennoch immer wieder durch die Tünche hervordringe und sichtbar werde. Uebrigens hat, wie Leichensteine auf dem Cappeler Kirchhofe beweisen, eine Familie Fouws oder Fuß wirklich hier existirt, welche im Wappen eine Faust führte.

Quelle:
Johann Georg Theodor Grässe: Sagenbuch des Preußischen Staates 1–2, Band 2, Glogau 1868/71, S. 982.
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