1258. Das Danewerk und die schwarze Greth.

[1031] (S. Bechstein a.a.O. S. 169.)


König Christoph von Dänemark hatte zur Gemahlin des Pommernherzogs Sambor Tochter, das war ein arges Zauberweib; sie hieß nur die schwarze Greth und hatte den Beinamen Springhest. Sie ist die Urheberin des berühmten Danewerks, jenes riesigen und weiten Walles; den zu erbauen, schloß sie einen Bund mit dem Teufel und gebot ihm, in einer Nacht den Wall fertig zu machen, nur ein einziges und eisernes Thor solle hineinkommen, dafür solle dem Teufel gehören, was zuerst durch das vollendete Werk schreite. Da stellte der Teufel ein zahlloses Heer von Arbeitern ins Feld, davon füllte jeder nur dreimal seinen eisernen Hut voll Erde, so war der Wall fertig und der Teufel stellte sich hinter dem Thorflügel auf die[1031] Lauer, sah auch schon einen gutgekleideten Reiter die Landstraße daher kommen und freute sich auf den Fang. Aber zufällig hatte der Reiter einen Pudel bei sich, der lief vornweg nach Hundeart, und der Teufel riß ihn wüthend in Stücke, wie auf der Reußbrücke die Gemse, auf der Regensburger Brücke den Hund, im Dom zu Aachen den Wolf, und wo sich sonst von dieser Sage ein Wiederhall findet.

Da nun die wilde schwarze Greth überhaupt ein gottloses, unseliges Leben führte, so ward ihr zur Strafe ihrer schrecklichen Sünden von Gott geboten, allnächtlich über ihr Teufels- und Danewerk als Geist zu reiten. Da haben viele Leute sie gesehen. Ihr Anzug ist ganz schwarz, aber ihr Pferd ist weiß, und sein Odem ist Feuer. Zwei Geister in weißen Kleidern folgen ihr, und da rennen und sprengen die drei wie der wilde Jäger von Hollingstede bis Haddebyn. Dieses Gespenst leidet aber nicht, daß auf seinem Walle etwas angebaut werde. In der Nähe von Haddebyn heißt ganz besonders eine Stelle im Danewerk noch der Springhest Margrethenwerk, da läßt sie sich am häufigsten sehen.

Einstmals erschien sie armen Fischern vom Schleswiger Holm, die traurig waren, daß sie nach einer arbeitsvollen Nacht nichts gefangen hatten, in aller ihrer königlichen Pracht, mit Perlen und Diamanten geschmückt, wie man ihr Bild in Husum sah, und gebot ihnen, die Netze noch einmal auszuwerfen, aber den besten Fisch, den sie fingen, den sollten sie wieder ins Wasser werfen. Die Fischer aber thaten den glückhaftesten Zug, der seit St. Petri Zeiten geschehen war, und der beste Fisch hatte Flossen von Smaragd, Schuppen von gemünztem Golde, und seine Nase war mit Perlen besetzt. Den einen aber fraß die Habgier am Herzen, und er verbarg den Fisch gegen den Willen des andern, seines Gefährten. Rasch wurde fortgerudert, aber da begannen alle andern Fische auch Schuppen von gemünztem Golde zu bekommen, und Perlen am Oberkiefer und Edelsteine statt der Flossen, und da wurde der Kahn so schwer und sank, und der Habgierige mußte ertrinken, der andere aber konnte nur mit genauer Noth sein Leben retten.

Quelle:
Johann Georg Theodor Grässe: Sagenbuch des Preußischen Staates 1–2, Band 2, Glogau 1868/71, S. 1031-1032.
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