1263. Die Schlacht auf der Lohheide.

[1034] (S. Krantz, Saxonia IX. 11. Angelus Th. II. S. 14. Müllenhoff S. 24.)


Als König Christoph von Dänemark ein großes Heer zusammengebracht hatte um den Herzog von Schleswig, Woldemar, damit zu überfallen und das Schloß Gottorp, welches ihm sehr in die Augen stach, zu bekommen, schickte Graf Gerhard (oder Geert) von Holstein aus zu seinen Freunden, Edeln und Herren jenseits der Elbe, in das Bisthum Bremen und durch Westphalen bis an den Rheinstrom und brachte viele Hilfe zusammen und dieselbe kam allzuhauf nach Rendsburg. Ehe sie aber ins Feld geführt wurden, verzogen sie etwas lange in der Stadt und verzehrten nicht wenig, also daß sie von den Bürgern aufgehalten wurden, und nicht abziehen durften, sie hätten denn zuvor Bezahlung geleistet. Davon hatte aber der Graf nichts gewußt, und versah sich so, es würde ihm das fremde Kriegsvolk nachfolgen. Er stellte deshalb die Bürger zufrieden und zog mit seinem Haufen hinaus.[1034] Damit nun die fremden Kriegsleute nicht wider Billigkeit und Gebühr in den Herbergen handelten, blieben sie neben dem Edelmann, Burchard von Itzehude, der sie von des Grafen wegen hineingeführt hatte, in der Stadt, nachdem Graf Gerhard damals in der Eile nicht vermocht hatte baare Zahlung für ihre Zeche zu erlegen. Nun war aber Burchard dazu angestellt, daß er die vornehmsten Regimenter oder Fähnlein führen sollte. Was sollte nun der Graf thun? Die Feinde drangen auf ihn ein und er vermochte ohne den größten Nachtheil zu erleiden nicht zu weichen. Er hatte 400 Reisige, wogegen seine Feinde noch einmal so stark waren. Indeß trafen sie tapfer und keck auf einander und der Graf dachte, er werde genug gethan haben, wenn er sich gegen solche Feinde halten könne und selbst nicht geschlagen werde. Aber sein Glück bescheerte ihm viel mehr, denn er schlug mit seinem kleinen Haufen ihrer so Viele, daß der König, nachdem er die Schlacht abgehalten hatte, sich auf die Flucht begab. Dies war die Schlacht auf der Lohheide im Jahre 1331. Der Graf war während derselben vom Pferde gestürzt, aber ein Bauer aus der Wilstermarsch, aus Büttel bei Bockdorf, half ihm wieder auf und sprach: »Nun gebrauche Deine vorigen Kräfte wieder!« Für diese Treue des Mannes befreite der Graf das ganze Dorf von der gemeinen Schatzung des Landes. Da er nun aber auf Schleswig nicht zulenken durfte, weil die Feinde mitten im Wege lagen, nahm er seinen Weg gen Kiel, zum Grafen Johann. Mittlerweile erfuhr aber gedachter Feldhauptmann Burchard, daß beide Theile zusammengetroffen wären, wußte aber nicht, wie der Ausgang gewesen war. Darum zog er, mit Erlaubniß der Bürger, mit einem Theile des Kriegsvolks hinaus und wollte in Erfahrung bringen, wie es zugegangen sei. Also kam er in die Nähe von Sehestedt und hörte bei Nacht, daß ein reisiger Zug dem Orte zugeeilt komme. Da er aber näher kommt, erfährt er, daß es Dänen sind, rückt feindseliger Weise gegen sie und schreckt sie, da ihrer nur wenige waren, gar leicht und nimmt sie auch alsbald alle gefangen, unter diesen war aber der König selbst. Er zog nun mit den Gefangenen ohne allen Verzug auf Gottorp zu, kommt dort an und pocht eilends ans Thor. Dies hört der Graf zuerst, steht aus seinem Bette auf, ohngeachtet, daß er verwundet war, und dachte, es müsse etwas Großes geschehen sein, dieweil eine so eilende Post bei Nacht komme. Er fragt also heraus, wer da anklopfe. Der Edelmann erkennt des Grafen Stimme und ruft ihm laut zu: »Ach Herr, ich bin schwer verwundet und noch dazu gefangen, weß habe ich mich zu trösten?« Der Graf antwortete, denn er kannte die Stimme des Edelmanns auch, »habe ein wenig Geduld, ich habe ihrer auch Viele gefangen, Du sollst bald frei werden!« – »Es ist Dir«, sprach der Edelmann bei sich selbst, »gerathen und Dein großes Glück gewesen, daß Du mit solchen guten Worten geantwortet hast!« Sagte dann weiter mit freudiger Stimme: »Herr, ich bringe bessere und fröhlichere Botschaft. Ich bringe den König von Dänemark gefangen, darum steht auf, lasset das Thor aufthun, daß man ihn in Verwahrung bringen möge!« Der Graf säumte nicht, sondern ließ aufthun, empfing den gefangenen König und befahl, daß man ihn fleißig verwahre. Dies geschah am Tage des h. Apostels Andreä im Jahre 1331.

Es hat auch Burchard von Itzehude gesagt: »Wenn ein Herr dem Diener Treue beweise, so werde dieser auch dadurch bewogen, seinem Herrn[1035] hinfort treu zu sein.« Welches die Deutschen sonst also und hiermit zu verstehen geben, wenn sie sagen: »Treu Herr, treu Knecht!«

Quelle:
Johann Georg Theodor Grässe: Sagenbuch des Preußischen Staates 1–2, Band 2, Glogau 1868/71, S. 1034-1036.
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