1270. Die Seeräuber.

[1038] (S. Jahrb. Bd. IV. S. 143.)


Einst zur Winterzeit, als die Watten mit fußdickem Eise belegt waren, kam eine Räuberbande von Pelworm nach Amrum. Die Räuber hatten weiße Hemden über die Kleider gezogen, um nicht bemerkt zu werden, und ein Sonntag war zum Ueberfall ausersehen, weil dann der größte Theil der damals nur geringen Bevölkerung dem Gottesdienst in der Kirche beiwohnte.[1038] Während nun eine Abtheilung der Räuber die Häuser plünderte, bewachte die andere Hälfte die Kirche. Damals waren die Kirchthüren so eingerichtet, daß sie nach Außen aufgingen; so war es leicht dieselben zu versperren, indem die Räuber Brennholz, Wagenräder u.s.w. davor aufthürmten. Die Kirchenfenster waren zu hoch, als daß die Männer durch dieselben hätten hinauskommen können.

Quelle:
Johann Georg Theodor Grässe: Sagenbuch des Preußischen Staates 1–2, Band 2, Glogau 1868/71, S. 1038-1039.
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