1304. Kapitänsknob.

[1057] (S. Jahrb. Bd. X. S. 360.)


Die Ost- und Westindienfahrer nennen die Wattenschiffer Landkrabben und sehen mit Geringschätzung auf dieselben herab, die Wattenschiffer behaupten aber, daß die »Grotschippkerls« nicht genug Verstand haben, sich im Labyrinth der Wattenströme zurecht zu finden. Einstmals nun machten drei oder vier alte Kapitäne auf einem so eben vom Helling (Schiffswerfte) gelaufenen Kutter eine Lustfahrt und steuerten zur Schmaltiefe hinaus in die See. Da rannten sie sich fest auf einer damals noch unterseeischen Sandbank, die noch keinen Namen hatte, und mußten mehrere Fluthzeiten dort sitzen und Hunger und Durst leiden, bis es den in ihren Böten herbeigekommenen »Klötschiffern« gelang, den Kutter wieder ins Fahrwasser zu bringen. Die Klöt- oder Wattenschiffer aber sagten: »Der Knob soll Kapitänsknob[1057] heißen, Euch zur ewigen Schande«, und so heißt die seit jener Zeit viel größer und höher gewordene Sandbank südlich von Amrum noch heutigen Tages nicht blos im Volksmunde, sondern auch auf den Seekarten.

Quelle:
Johann Georg Theodor Grässe: Sagenbuch des Preußischen Staates 1–2, Band 2, Glogau 1868/71, S. 1057-1058.
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