1331. Die Schatzquelle.

[1073] (S. Müllenhoff S. 354.)


Eine Viertelstunde westlich von der Stadt Hadersleben liegt ein waldbewachsener Hügel, Böghoved oder der Buchenhügel genannt. Hier hat Herzog Hans gewohnt, ehe er das Schloß an der Ostseite der Stadt erbaute, wovon man noch die Trümmer sieht. Als nun eines Morgens eine Bäuerin Butter nach der Stadt tragen wollte, sah sie oben auf dem Hügel etwas so gewaltig im Glanz der Morgensonne flimmern. Sie kletterte hinauf und wollte doch sehen, was es sei. Da quollen Goldstücke aus dem Boden hervor, als wenn ein Maulwurf sie herauswürfe; sie glänzten ihr recht entgegen, aber ein kleiner schwarzer Hund lag darauf und bewachte sie. Doch die Frau blieb unverzagt und wußte, wie sie sich zu verhalten habe; sie band ihre Schürze los, breitete sie auf dem Boden aus und legte das Hündchen säuberlich darauf; dann scharrte sie einen guten Theil von den Goldstücken in ihren Rock, doch nach Verhältniß der Menge, die da war, bescheiden, nahm dann das Hündchen wieder eben so säuberlich und legte es an seinen[1073] Ort. Darauf, als sie nun gehen wollte, sprach das Hündchen: »Wer Dich das gelehrt hat, der hat Dir keinen Schlag auf den Mund gegeben!« Die Frau aber ging ungefährdet von dannen. Später hat man von der Goldquelle, die wohl versiegt ist, nichts wieder gehört.

Quelle:
Johann Georg Theodor Grässe: Sagenbuch des Preußischen Staates 1–2, Band 2, Glogau 1868/71, S. 1073-1074.
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