Zehnder Auftritt.

[271] Liberata. Ferdinandus.


FERDINANDUS.

So wil Sie nicht Prinzeß / erleichtern meine Pein?[271]

LIBERATA.

Jch wüntschte daß ich könt' ein kluger PŒON seyn.

FERDINANDUS.

Sie / schönste Isis, kan nur meine Schmertzen lindern.

LIBERATA.

Ein überjrrdsches Werck wil diese Cur verhindern.

FERDINANDUS.

Blitzt denn Diespiter auff unsre Liebes-Brunst?

LIBERATA.

Die Furcht / mein werther Printz / ist nur ein eitler Dunst.

FERDINANDUS.

Wie? Oder wil Alphons die süsse Glutt vertilgen?

LIBERATA.

Es weiß Alphonsus nur von meinen Keuschheits-Lilgen.

FERDINANDUS.

Die Keuschheits-Lilge kan auch bey Vermählten stehn.

LIBERATA.

Vermählte müssen stets auff Dorn- und Disteln gehn.

FERDINANDUS.

Hier wird die Hölle selbst zu einem Paradise.

LIBERATA.

Wehm ist doch nicht bekandt der Sorgen grosser Rise?

FERDINANDUS.

Gekrönte haben ja den Himmel auff der Welt.[272]

LIBERATA.

Der Himmel ist allein mein schönstes Liebes-Zelt.

FERDINANDUS.

Wie? Wil Sie sich Prinzeß vielleicht mit Göttern küssen?

LIBERATA.

Es wird mich GOTT und Mensch in Seine Armen schlüssen.

FERDINANDUS.

Die Red ist mir zu hoch! Sie stecke doch ein Licht

Den duncklen Wörtern an durch deutlichen Bericht.

LIBERATA.

Der Mohr und Pers' erscheint! O unbeliebtes Zeichen!

FERDINANDUS.

O unverschämtes Paar! Ade! Jch muß entweichen.


Quelle:
Johann Christian Hallmann: Sämtliche Werke. Band 2, Berlin und New York 1975, S. 271-273.
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