Ira odium generat

Ira odium generat.

[446] Koenigin Tomyris erzürnete sich also hefftig über den König Cyrum / als er ihren Sohn ümbgebracht hatte /und er wieder in ihre Händ gerieth / daß sie ihn ließ in einen Schlauch mit Menschen Blut angefüllet stecken / und sagte darauff / nun werde einmal vom Blut satt /darnach dich so lang gedurstet hat. Qvod tibi vellos, aliis præstare memento. Chronica Carionis.[446]

Der 22. Griechische Keyser Diogenes ehelichte deß Constantini Ducæ Weib / als er aber wider den Türcken zu Feld zeucht / ist sie aus lauter muthwillen und Rachgier her / lässet ihren ältesten Sohn zum Keyser krönen / und da der Keyser Diogenes wieder heimkompt / läst sie ihn gefangen nehmen und die Augen ausstechen / darinnen ihm hernacher Würmer gehecket / und er mit grossem schmertzen sein ende beschlossen hat. Mulier mala herba. Faustus pagina 261.

Es wurde auff eine Zeit ein tapfferer Mann unversehens von seinen Feinden gefangen / und in ein Gefängnüß geleget / mit Wasser und Brot gespeiset / daß niemand von ihm erfuhr / wo er hinkommen wäre /welches geschehen ist / Anno Christi 1540. und weiln deß Gefangenen Esel zu Hauß bracht worden etwas mit Blut besprenget war / sind andere zweene seiner Feind vermuthmaset eingefangen und gemardert worden / welche durch allzu grosse Marter gestanden / daß sie ihn ümbgebracht hätten / auch darůber justificiret worden sind / der gefangene Pechius aber hat also 19. Jahr in dem Gefängnüß verpausiren müssen / ist diese Zeit über von keinem Menschen gesehen worden / hat seine Kleidung auch nichts verendert / doch hat er stets in Hoffnung gelebt / Gott werde ihn erretten. Als nun der Herr deß Schlosses stirbt / und man ihm auff Befehl deß verstorbenen Herren annoch das Brot liefferte / niemanden ihn[447] sehen noch mit ihm reden kont / hat sichs begeben /daß der Besitzer deß Orts Anno Christi 1559. etwas bauen wollen / da hat man ihn in dem Gemäuer gefunden in einem zurissenen Kleid und auff die Knie herab hangenden Bart mit langen Haaren über die Achseln herein / wurd vom meisten theil vor einen wilden Mann gehalten / weiln aber verständige Leut nicht wolten / daß man ihn jehling in die Lufft bringen solte hat man ihn also beym Leben erhalten / wie er denn hernach dem Bischoff Majola zu Meiland Anno Christi 1566. den gantzen verlauff also erzehlet gehabt / und da er vor dem Gefängnüß mit dem Podagra beladen gewesen / hat er im Gefängnüß niemals etwas weiter vermercket. Schauplatz pag. 274.


Kün und böß seyn uneinig macht /

Wird vor unsinnigkeit geacht.


An Keysers Sigismundi Hof sol ein Hertzog gewesen seyn / namens Ernosa / so an Geberden und ansehen sich fast einem Bauern vergliechen. Ein Hoff-Juncker Paulus aus Churepo der spottete seiner unhöfflichkeit zum öfftesten / und bleckete ihn an / als einen Ochsen / ob es nun ihn zwar hefftig verdrossen / hat er sich doch dieser Zeit nicht rechnen können. Als endlich der Hertzog im Krieg vom Keyser abfält und sich zur andern Parthey hielt / bekompt er auff Keyserlicher Seiten viel Gefangene / darunter auch dieser[448] Paulus aus Churepo war / die andern Gefangenen ließ er alle ohne entgelt loß / aber diesen Paulum ließ er nackend außziehen und in eine Ochsenhaut einnehen /und vermeldet ihm darneben / warumb er solches thue / dieweiln er ihn vorher zu Hof offtermals angeblecket hätte / und ließ ihn also darmit hinlauffen Tranqvillis rebus qvæ sunt adversa caveto. Strig.


Cùm sis incautus, nec rem ratione gubernas;

Noli fortunam, qvæ non est diceré, cæcam.


Ein Edelman lud auff eine Zeit etliche Gäst zu sich / als ihn nun deren zukunfft verlangete und sie nicht kamen / spricht er in grimmigen Zorn aus unbedachten Sinn / ey so kommen alle Teuffel / welches dann auch also geschehen / darüber der Edelman hefftig erschrocken / mit all den seinigen außm Hausse geflohen / und ein kleines Kind im schrecken in der Wiegen also liegen lassen / welches ein Teuffel auff dem Arm genommen / und dem Vater zum Fenster hinaus geweiset hat / darüber dem Vater angst und bange worden / seinen alten getreuen Knecht hertzlich gebeten / im namen JESV dem Teuffel das Kind abzunehmen / welches er auch gethan / in die Stuben gangen und gesagt / im Namen und Befehl auch beystand meines HERREN JESV CHRISTI und auff begehren meines Herren / dem ich zu dienen schuldig bin /nimb ich das Kind von dir / und bringe es seinem Vater zu / hat also das Kind dem Teuffel[449] hinweg gerissen / und ob sie wol ihn darüber zureissen wollen /ist er doch mit dem Kind durch Gottes Gnad unbeschädiget davon kommen. D. Han im Kirchenbuch. pag. 40.

Quelle:
Hammer, Matthäus: Rosetum Historiarum. Das ist: Historischer Rosengarten [...]. Zwickau 1654, S. 446-450.
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