Das XLIII. Capitel.

Von der lieben Einfalt und Vngelernigkeit.

[477] Citò desisto, temerè incipio.


Stephanus Robertus in Apol. contra Theologo Sophistæ gedenckt eines Gelehrten Mannes so bey den[477] wahren GOTT geschworen / er sey 50. Jahr alt worden / und habe noch nicht gewust / was das neue Testament sey. D. Conr. Diet. über den 7. Buß-Psal. pagina 641.


Qvodque parum novit, nemo docere potest.


Ein Canonicus Politianus mit namen / als derselbe einsmals von einem andern Gelehrten gefraget wurde /ob er auch in der Bibel bißweilen was lesen thäte / da sagte er: ich habe wenig darinnen gelesen / ich darff wol sagen / daß ich all mein lebetag keine Zeit übler angeleget hab. D. Pezold. parte 2. Postill. Mel. cap. 9. Flitn.

Doctor Simon Pauli fragete einsmals einen Bauern was er da im H. Abendmal empfienge / da er an den lieben H. Oster-Tage zu deß HERREN Nachtmal gieng / hierauff gab ihm der Rültz diese Antwort: Wat dat iß mag unse pape weten / wat kümert my dat. D. Gesnerus pag. 229.


Qvinon est hodie; cras minus aptus erit.


Cælius Rhodiginus schreibt lib. 11. cap. 10. das Atticus Herodis eines Sophisten Sohn so ungelernig gewesen / daß er die Buchstaben deß A.b.c. nicht lernen können / als nun sein Vater solchs gerne gesehen hätte / hat er mit ihme gleiches alters 24. Knaben /[478] deren Namen sich an einem Buchstaben nach dem A.b.c. angefangen / mit seinem Sohn in gleicher Kost aufferziehen lassen / damit er doch das A.b.c. lernen /fassen und begreiffen thäte / und das mag ein theures Schulgelt gewesen seyn. Johan Flitner. pag. 636.

Dem Doctor Luther wurde von Nürnberg auff eine Zeit zugeschrieben / daß ein einfältiger Pfarrherr hätte einem Weib das Abenbmal reichen sollen / und da er nun hatte keinen Kelch gehabt / da hatte einen Löffel genommen und gesaget / nehmet hin und trincket / das ist der Löffel deß neuen Testaments / es war aber kein rechter Löffel noch Löffelfutter. Tischreden. pag. 438.

Als Eva den Cain gebohren hatt / und wieder schwanger ward / dacht sie / sie würd nun eine Tochter gebehren / daß der Sohn ein Weib bekäm / so war es wieder ein Sohn / da nennet sie ihn Abel / das heist nihil, so viel als betrogen.

Quelle:
Hammer, Matthäus: Rosetum Historiarum. Das ist: Historischer Rosengarten [...]. Zwickau 1654, S. 477-479.
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