Was ists schönste am Himmel?

[484] Die Sonn? denn sie übertrifft den gantzen Erdboden /sihet und höret alles / ewärmet und ümbfähet[484] alles: Im Himmel ist es die Sonn der Gerechtigkeit. Malach. 4. cap.

Was laufft ohne Füß? die Sonne und der Monden.

Wer ist der klügeste in der Welt? der / so sich selbst recht erkennen lernt.

Wer ist der närrischste in der Welt? der sich grosser Kunst und Wissenschafft rühmet.

Was ist denn das beste in der Welt? nicht Gelt und Gut / sondern ein gut Gewissen / darneben auch das Licht der Welt / denn wir Menschen fürchten uns wenn wir im Finstern ohne Licht in der Welt leben sollen.

Was ist das aller weiseste? die Zeit / denn sie erfindet / lehret / lernet und verändert alles / die Zeit ist in allen Sachen der beste Rathgeber.

Welches ist denn der längste Tag im Jahr gewesen? im Buch Josua am 10. cap. ist die Sonn durch Gottes willen / einen Tag länger gestanden weder sonsten geschehen.

Welches ist der beste Stand auff der Welt und Erden? nicht der Doctor stand / sondern der Christen stand.

Welches ist die gröste Kunst am Menschen? sich selber wol regieren können.

Wer ist der reichste in der Welt? nicht der viel Gelt und Gut hat / sondern der sich genügen lässet / wie Sirach saget.[485]

Welches ist das behertzte Thier? nicht der Löw /sondern die Würmlein und Vngezieffer so den Menschen und Löwen fressen.

Welcher Stein ist der glückseligste auff der Welt? Der Altar-Stein / darauff Gottes Lob und Ehre und deß Menschen ewige Wolfarth befördert wird.

Welches ist der köstlichste Stein? der Mühlstein /weiln wir dessen zu unserm unterhalt nicht wol entrathen können / die alten haben vorzeiten in einem Mörßner oder ausgehölten Geschirr ihr Meel bereitet.

Welche Thier pflegen die gantze Welt zu regieren? Ein Kalb / aus dem wird gemacht das Pergament /eine Ganß davon kommen die Federkiel / und eine Bien oder Imme / von welcher das Wachs kömpt /daß man die Brieff zu siegeln kan / und hernach auffs weite Land ausschicket.

Welches ist das vortrefflichste Glied am Menschen? das Aug / denn was die Sonne ist am Himmel /das ist das Aug im Menschen: Esopus gedenckt in seiner præfation, daß die Zung das auffrührischste Glied am Menschen sey / als man auff eine Zeit den weisen Man Solonem schlaffend gefunden / hat er mit der rechten Hand den Mund / mit der andern Membrum virile bedeckt gehalten. Flitner.

Welches Thier trinckt das traurigste Getränck? nicht daß aus trüben pfützen den Durst leschet / sondern der Floch / so sich mit Menschen Blut sättiget.[486]

Was sihet denn ohne Augen? das Gemählde an der Wand.

Was fähret denn ohne Wagen? die Winde / du hörest ihr brausen wol / weist aber nicht von wannen sie kommen und wohin sie fahren.

Welche vier Thier arbeiten denn ihnen vergeblich? die Vögel nisten andern zur Speise / die Ochsen pflügen andere zu sättigen / die Bienen ober Immen bereiten andern ihr Honig / die Schaffe schaffen andern ihre Wolle.

Wo wachsen denn die Vogel auff den Bäumen? in den Inseln Orcadibus im Schottland wachsen Bäume an dem Vfer deß Meers / deren äste hangen über das Wasser / und dieselbigen Bäume tragen Frücht / welche den Enten nicht fast ungleich / so solche Frucht zeitigt / fället sie ab / und wenn sie ins Wasser fällt /wird ein Vogel draus / fällt sie aber auffs Land / so verfaulet sie. Flitner pag. 103.

Quelle:
Hammer, Matthäus: Rosetum Historiarum. Das ist: Historischer Rosengarten [...]. Zwickau 1654, S. 484-487.
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