Fünfzehnte Szene

[62] WENDELBORN kommt von links vorn ihnen entgegen. Wo ist die Grasmücke, möcht ich nur wissen ... ich habe unterdessen der Ruhe gepflogen ... still in Fräulein Radianas Garderobe gewartet ... weil ich sie unbedingt bereden muß, heute mit beim Souper zu sein ...

CLOWN ODEBRECHT. Hahahaha ... es hat einen sehr amoenen Auftritt unter Zweien gegeben ... dieses Fräulein Luisa hat die kleine Radiana gewürgt und auf den weichen Sägespänboden hingestreckt ...

EIN ZIRKUSDIENER drängt sich herzu. Herr Tobias Buntschuh ist außer sich, daß Herr Wendelborn noch immer nicht kommen ...[62]

WENDELBORN ohne zu hören. Nein ... sagen Sie, Odebrecht ... nicht möglich ... wo ist denn die Kleine hingelaufen ... Unwillig. ja ja ja ja ja ... erst das eine gefälligst ... wo ist denn die kleine Radiana jetzt hin ... Herrn Tobias Buntschuh sagen Sie nur, ich käme sofort ... er solle nur ruhig voraus ins Astorhaus fahren ...

DER STALLMEISTER. Fräulein Radiana ist gleich, wie sie ging und stand ... hahahaha ... oder auch lag ... ohne im übrigen auf die Begeisterung des Publikums auch noch den geringsten Wert zu legen ... mit Recht nur sehr beschämt und geängstigt hinausgeflohen in die Nacht ... und verkriecht sich sicher in dem hintersten Winkel ihrer Mietswohnung, wie ich sie kenne ...

CLOWN ODEBRECHT. Wenn sie nicht etwa gar in eine Sitzung der Heilsarmee läuft ... und dort Choräle brüllt, um sich abzukühlen ...

WENDELBORN. Also ... frisch auf zum fröhlichen Jagen ... Mit Odebrecht nach rechts vorn. ich darf ja doch zu dem Souper nicht kommen, ohne den weißen Hasen nicht mitzubringen ...


Beide ab.


Quelle:
Carl Hauptmann: Die goldnen Straßen. Leipzig 1918, S. 62-63.
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