Scena III.

[20] Paulus. Petrus.


PAULUS.

Walts Gott, Ich gehe auch eins herfür,

Sihe do.

PETRUS.

Herr Paul steht für seiner thür,

Mit dem ich traun wol sprechen mag,

PAULUS.

Glück zu Herr Peter, ein guten tag.

PETRUS.

Mein lieber Herr, Habt grossen danck,

PAULUS.

Wie gehts?

PETRUS.

Die weile ist mir nicht lang.

Wo denckt jr hin?

PAULUS.

Da wolt ich aus,

Ein wenig auch spazieren naus,

Des Himels lust ergetzen mich,

Der freuden vberflüssiglich.

PETRUS.

Mein Herr, was hört jhr gutes traben,

Vom newen Gast, denn wir hie haben?

PAULUS.

Wer, ich? von wem?

PETRUS.

Vom Furgespan,

Den heute mein Alte hat rein gelan,

PAULUS.

Jhr meint vieleicht den Hansen Pfriem?

PETRUS.

Ja wie jhr sagt.

PAULUS.

Ich nichts vornim,

Nichts sonderlichs, Doch mein beger

Zu wissen steht, von wannen er,

Vnd wie er sey hiereiner kommen,

Hab etwas zwar von jhm vernommen,

PETRUS.

Er ist ein Weltkind von der Erdt,

Durchaus nicht dreier heller wert,

Ohn alln verstand, ohn sinn vnd muth,

Ein wünderlich vnd mörrisch Blut,[20]

Keim Mann' nicht ehnlich, vngehewer,

Das sich vor solchem Ebentewer,

Die Erde entsetz, der Himel beugt,

Jhm selber er den todt zuzeugt,

Vnd andren Leuten macht so bang,

Das jhn' wird zeit vnd weile lang,

PAULUS.

Je, mein Herr Peter, was saget jr?

Das were der böse Feind selber schier,

PETRUS.

Ja Herr, wann jhr jhn solt anschawen,

Würd euch als vor der Hellen grawen,

Hört jhr jhn reden, von stunden an,

So kem euch reissen vnd grimmen an,

Denn wo er, als ich kaum eracht,

Sich noch eins andern nicht bedacht,

So würd jhr hören, wie er sich

Durchzanckt, durchhadert, lesterlich,

Schendt, vnd vernichtet alles nurt,

Fert vngehöfelt, schnurt vnd purt,

Mach wie mans mach, doch ist nicht recht,

Kein Mensch ist, der jhm hold sein möcht,

Ja Gott auch selber nicht wolan,

Weil jhm nichts wird zusinne gethan,

Der Himel sey trüb oder klar,

Ist er doch strefflich jmmerdar,

Ja wol, Auch Christus selbst der Herr,

Gott gebe, er schick viel straffen ferr,

Oder schone der Sünder nach seiner gnad,

Doch Pfriemer kein genüge dran hat,

Sein kopff muss sein allein der best,

Nichts er dir vngemeistert lest,

PAULUS.

Wer hat jhn dann herein gebracht?

PETRUS.

So ists zugangn, nach meiner acht,

Da jhn die erd, als jhre gifft,

Ausspeiet hin durch todes trifft,

Vnd wie ich leicht ermessen kan,

Die Helle jhn solt verschlucket han,

Die jhn doch nicht verdawen kunt,

Hat sie jhn auch durch jhren schlunt

Herwider geben. Also bald[21]

Hat er sich funden der gestalt

Vors Paradieses thüer dahin,

Weil ich selbst nicht zuhause bin,

Do lest meine Alte sich bethören,

Vnd lest jhn jmmer einher lören,

PAULUS.

Was sagt denn Christ der Herr dazu?

PETRUS.

Nichts sonderlichs, wie vor vnd nu,

Vnd jede zeit sein' brauch er helt,

Er möcht hie bleibn, so lang er wölt,

Möchts Paradies besitzen mit,

Mit Himels freuden vberschütt,

Nur das er stett vnd feste sich

Vorpflicht, zuhalten ewiglich

Freundschafft in fried vnd einigkeit,

Niemt zu zufügen schad noch leid,

Nicht hadert, zancket, oder klafft,

Durch klügelt, tadelt oder strafft,

PAULUS.

Das vrteil lob ich, Ist gar recht,

Er wirds thun, als ein frommer Knecht,

Was wolt jhr mehr von jhn begern?

PETRUS.

Das er nicht seiner vergesse fern,

Vnd halte, was er sich verpflicht,

PAULUS.

Das wird er thun, Ich zweiffel nicht,

PETRUS.

Doch wil mir sein gelegen dran,

Das ich auff jhn gut achtung han,

Damit er sich nichts vnterfang,

Vnd ob ers thet, das es nicht lang

Werd hinterhalten, vnd darnach

Erfolge ein grösser vngemach,

Vnd ich muss dann das bad ausgiessn,

PAULUS.

Wolan, Ich lass michs nicht verdriessn,

Vnd gehe mit euch. Es were dann,

Das jhr wolt lieber alleine gahn,

PETRUS.

Wir gehn gleich mit einander hin,

Auff das ich euch mag zeigen jhn,

Vnd das wir zween, wenns not wolt sein,

Jhn desto leichter treiben ein.


Quelle:
Martin Hayneccius: Hans Pfriem oder Meister Kecks. Halle a.d.S. 1882, S. 20-22.
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