Scena II.

[28] Hans Pfriem. Sostrata.


HANS PFRIEM.

Sihe do, mein Alte, das die sucht vnd ritt bestehe,

Ist eben so klug, als jhres gleichen Tholen mehe,

SOSTRATA.

Sihe, hertzer Man, seid jhr aldo?

HANS PFRIEM.

Hai, Hoi, bey Gott, Machs gar also.

SOSTRATA.

Was ist denn da?

HANS PFRIEM.

Ist das so fein,

Reimet sichs so wol in Himmel nein,

SOSTRATA.

Was? Hertzer Man.

HANS PFRIEM.

Das du so argk

Helst auff der gass ein Taschen margk.

SOSTRATA.

Ich sagt es wol.

HANS PFRIEM.

Wer war das Weib,

Das mit dir vnnütz plaudern treib?

Warumb gieng sie so bald von dir,

Da sie wart meiner innen schier?

Wie das sie nicht thet warten hier?

SOSTRATA.

Sie sagt, jhr stünde ein arbeit für.

HANS PFRIEM.

Ein arbeit, Komm dichs falbel an,

Muss man auch hie noch zu arbeitn han?

SOSTRATA.

Aw hertzer Man, bedencket euch,

Das wir hie sind im Himelreich.

HANS PFRIEM.

Wir sind alleine, vnd niemand ist,

Der vns behorchen möcht zur frist,

SOSTRATA.

Seht nur wol allenthalben rumb,

HANS PFRIEM.

Es ist jo niemands vmb vnd vmb,

Es bleibt wol heimlich auff der stat,

Du wolst denn waschen aus dem Rath,

SOSTRATA.

Ach kennen wir denn einander nicht?

HANS PFRIEM.

So gib mir doch dauon bericht,

Warumb das Weib nicht harrt bey dir,

SOSTRATA.

Sie sprach, sie hett ein' arbeit für,

Vnd wenn sie gleich wer blieben stahn,

So hett' jhr doch misfallen dran,

HANS PFRIEM.

Halts maul, vnd meine wort betracht,

SOSTRATA.

Sagt jmmer her, Ich nems in acht.

HANS PFRIEM.

Höre zu. Heut erst an diesem tag,

Da ich rein kam in das Gelagk,

Meint ich, ich würd all' sachn gschlicht[29]

Hie finden, vnd gantz auffgericht,

Das niemand nichts zu klagen hett,

Dieweils sol sein der Seeligen stet,

Nun feilt es allenthalben doch,

Bey meinem Eide, ich schwür gar hoch,

Wo es nicht ist erger hie bestelt,

Denn auff Gotts erd in jener Welt,

Denn jetz, da ich spazieren war,

Mein blawes wunder sah ich dar,

Da schepfft man wasser in eim Sieb,

Halt kaum, das etwas drinnen blieb,

Vnd goss' von dannen in alte Vaß,

Da ein loch an dem audern was,

Bald seiget mans durch Spinneweben,

So gut sah ichs nicht all mein leben,

Vnd wenn es durchgeseiget war,

So stiess mans in eim Mörser dar,

Bald waren ander da zuhand,

Die flochten Netzlein aus dem sandt,

Vnd schutten drauff das wasser fein,

Das sie gestossen hetten klein,

Vnd satztens an der Sonnen glantz,

Damit es trocken würde gantz,

Ist das nicht ebentewrisch ding,

So bin ich jo ein Henfeling.

SOSTRATA.

Lasts jmmer gehn, wies geht alhier,

Im Paradies, vnd folget mir,

Vnd denckt, wenn jhrs versucht allein,

Euch würde auch nichts vnmüglich sein,

Vnd wenn jhrs gleich nicht köndt verstehn,

Noch würds euch dennoch alls angehn.

HANS PFRIEM.

Ach das dichs alte Falbel schütt,

Die Sucht, das Fieber, vnd der Ritt,

Meinst' dann, du gheist dich mit eim Kinde,

Das alles glauben mus geschwinde,

Ich wil kurtz wissen, wie vnd wann,

Wie dis vnd jenes geschehen kan.

SOSTRATA.

Das wil ich heute euch sagen nicht,

Ob ich wol weis, das gwis geschicht,[30]

Vnd habs gesehen, vnd bins gewis,

Wart' nur so lang im Paradis,

So werd jhrs in erfarung han,

Das nichts vnmüglich hie sein kan.

HANS PFRIEM.

Du wirst mich ehe von sinnen bringen,

Ehe du mich beredest solcher dingen,

Bist doch vnd bleibst eine Hexin alt,

Voll Katzenglaubens mit gewalt,

Doch was sol ich dir ferner sagen?

Ich kans in meim Bauche nicht ertragen,

Ich gieng nicht serne von jener seit,

Da kamen zwen starcke Zimmerleut,

Die trugen einen Balcken daher,

Wol auff den achseln vberquer,

Hin zu eim engen Gesslein klein,

Da wolten sie gestracks hinein,

Ouer vber, das michs in meim hertzen

Verdros, vnd sahe jhn zu mit schmertzen,

Vnd war das Gesslein doch so enge,

Das kaum ein Mensch allein durchgienge.

SOSTRATA.

Sie brachten aber gleichwol doch

Den Balcken dahin durcher noch.

HANS PFRIEM.

Das weis sent Marx, Ich gleub es nicht,

Von stundan ich die Bösewicht,

Verflucht ins Hellsche fewer hinein,

Vnd kont nicht lenger da gesein,

Riss mich von jhnen gantz vnmuts,

Sihe do, Gespan, was bringt der guts?

Hat der sich gewircket aus dem dreck,

Darinnen er nur newlich steck,

So muss er jo der Teuffel sein,

Oder kömpt er drumb vieleicht herein,

Das er sich meines raths erhol,

Dem er zuuor nicht folgen woll',

Mich wunderts jmmer vnd ewigleich,

SOSTRATA.

Was kost' er dann allein mit euch?

HANS PFRIEM.

Gehe du derweil zu haus vorhin,

Ich hab zu reden was mit jhm,

Ich muss mein Alte nicht hören lan,[31]

Das ich hie was zu viel gethan,

Wer ist dann der, der mit jhm geht,

Vor dem mir so das gesicht vergeht?

Der stück Laurs, ich kan jhn nicht

Erkennen, den Fleischbösewicht,

Sihe, Christ mein Herr, der Zimmerman,

Führt dich Sent Küries auch heran?

Du grobes Holtz. Ich muss vorwar,

Auch wissen, was die bringen dar.


Quelle:
Martin Hayneccius: Hans Pfriem oder Meister Kecks. Halle a.d.S. 1882, S. 28-32.
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