Scena IIII.

[35] Phidippus. Hans Pfriem.


PHIDIPPUS.

Glück zu, Gespan, Hat guten schlaun,

HANS PFRIEM.

Jetz hör ichs auch.

PHIDIPPUS.

Botz Leberbraun,

Ich bin heraus.

HANS PFRIEM.

Ich sehs, mein ich,

PHIDIPPUS.

Gantz vbr vnd vbr, Hosch va dich,

HANS PFRIEM.

Ich luge zu.

PHIDIPPUS.

Juch hoi wadhe,

In jenem Sumpff steck ich nicht mehe,

HANS PFRIEM.

Ich gleub, was ich mich nicht erwehr,

PHIDIPPUS.

Des frew ich mich im hertzen sehr,

HANS PFRIEM.

Wem hastu es dann sonst mehr zu dancken,

Als mir? Schent dich potz aller Francken.

PHIDIPPUS.

Ho, ha, vnd wers erdencken wolt?

HANS PFRIEM.

Ja mir allein du es dancken solt.

PHIDIPPUS.

Hey, Gott vor an, vnd auch als dann

Mein gtrewen Pferden, Lieb Gespan.

HANS PFRIEM.

So wolt ich, das der Donner bald

In deine Pferde schlüge mit gewalt,

Die vorn vnd hinden angeschirrt,

Ein' Wagen mitten im dreck verjrrt,

Zerzerren grausam her vnd hin,

Könn' jhn doch nicht herausser ziehn,

Zerreissen jhn auff stücken ehe,[35]

Das ist gewis vnd war, Ade.

PHIDIPPUS.

Ein Lügner leugt,

HANS PFRIEM.

Wie mich bedeucht.

PHIDIPPUS.

Hei, deuchts euch noch,

Vnd deuchts euch soch?

Es ist auff glauben war, wolan,

HANS PFRIEM.

So sage, wies müglich nur sein kan.

PHIDIPPUS.

Es ist gantz müglich, ist sen soch,

Vnd kan wol sein, geschicht auch noch,

Denn was vnmüglich ist bey dir,

Das ist bey Gott all leicht, gleube mir,

Drumb sihe du zu, vnd dencke an dich,

Wenn du meinst, du beschuldigst mich,

Das du nicht Gott den Herren dein,

Beschüldigst in den Wercken sein.

HANS PFRIEM.

Was thue ich Gott dem Herren mein?

Das ist mir nie gefallen ein,

An dir hab ich gestrafft allein,

Das seltzam nerrisch Fuhrwerck dein,

In dem ich mich der armen Thier,

Von hertzen must erbarmen schier,

Die du mit vngestümm zerperst,

Als ob du nicht bey sinnen werst.

PHIDIPPUS.

Du bist heint vntern Hünern gsessn,

HANS PFRIEM.

Wolan, kanstus anders nicht vergessn,

So ruff ich Zeugen an vor mich,

PHIDIPPUS.

Es steht dir frey, Niemts hindert dich.

HANS PFRIEM.

Jhr Herrn vnd lieben Landsleut mein,

Sagt mir, vnd wie kan das gesein,

Das man ein' Wagen aus gem drecke,

Rauszihe, da er am tieffsten stecke,

Wenn man die Pferde, eins hinder sich,

Das ander vorn, versteht jhr mich?

Anscherren thut? wolt euch dermassen,

Nur ewr vernunfft berichten lassen.

PHIDIPPUS.

Vernunfft berichten? Hui mein Man,

Kömpstu nun erst mit vernunfft heran?

Du thust ein Feilschuss, weit vom Ziel,

HANS PFRIEM.

Wer ich?

PHIDIPPUS.

Ja du, mein lieb Gespiel,[36]

Du weist dich nicht zu schicken drein,

Wenn du wilt recht an Zweck hinein,

So mustu scherffen dein gesicht,

Das eine auge gebrauchen nicht.

HANS PFRIEM.

Hoi bistu töricht, Hab ich nie

Mehr vnuernunfft gehört alhie,

Das einer sol mit einem aug,

Bas sehn, dann wenn er beide gbrauch.

PHIDIPPUS.

Man darff alhier gar kein vernunfft,

HANS PFRIEM.

So hör ich wol, Ein feine Zunfft,

Da man durchaus zu aller frist,

Nur toll vnd vnuernünfftig ist.

PHIDIPPUS.

Ja keine vernunfft gilt alhier nicht,

HANS PFRIEM.

Hört lieben Leute, wie schöner bericht?

Ist nicht das toll vnd töricht ding,

Darumb mirs heute so missgeling,

Das man aus einem Sumpff so bald,

Die Pferd sol treiben mit gewalt,

Zu gleicher massen vorn vnd hinden,

Ich weis in meim kopff nicht zufinden.

PHIDIPPUS.

Wie sol er sich zubrechen drob?

Mich jamert dein, du armer Trop,

Doch das jo deine Einfeltigkeit,

Dich nicht so gar in schaden leitt,

Sihe, dort gehn fromme Leut heran,

Die ich zu Richtern dulden kan,

Wiewol ichs gar nicht schuldig wer,

Jemands erkentnis zuleiden mehr,

Weil sich die sache recht selber weist,

Vnd ist am tage auch allermeist,

Dennoch bin ich zu frieden wolan,

Du wirst dem auch nicht widerstahn.

HANS PFRIEM.

Was hab ich mangels an den Leuten?

Ich kan mich selbs wol das bedeuten,

Das ich mich sol vor dem Gericht,

In keinen zanck einlassen nicht,

Da ich nicht habe guten wind,

Vnd Richter mir zuwider sind,

Die Pfaffen, Jue, Ich spür es wol,[37]

Sie meinen, ichs nicht mercken sol,

Die sind so abgericht auff mich,

Das sie mich fangen listiglich,

Ist gar ein ausgelegter karn,

Ich wil der Schecher nicht erharrn,

Bald brechen sie eine vrsach abe

Vom zaun, vnd hiessen mich schababe,

In alles elend ziehn hinaus,

Darumb mir billich vor jhnen graus.


Quelle:
Martin Hayneccius: Hans Pfriem oder Meister Kecks. Halle a.d.S. 1882, S. 35-38.
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