Scena II.

[76] Moyses.


Was ist dann nun verhanden? was bedeut das wesen?

Die Schergen lauffen, Sind vor jhm auch schon genesen,

Hilff starcker Gott, du eiferiger Herr Zebaoth,

Wie kömpts, das der Mann aller Heiligen seelen verspott?

Junge, alte Leut, Geistlich, Weltlich, Fraun vnd Man,

Hat er zugleich verhönt, vnd frech gelassen an,

Vnd solt sich an die Kinder kern? geht mir nicht ein,

Dennoch gleichwol so mus das auch versuchet sein,[76]

Wie, wanns der Herre Christ durch sie ausrichten wolt?

Darumb wolan, jhr mein geliebten Kindlein holt,

Komt alle heran, In Gottes namen, komt heran,

Die nie kein sünd, noch missethat begangen han,

Die jhr ewer zartes junges blut, gantz vnuerschuldt,

Vergossen habt, den todt erlidten mit gedult,

O tewrer Paradischer schatz, an den' wir hie,

Sampt allem Himels Heer vnd Seligen je vnd je,

Die gröste lust, ergetzung, freud vnd wonne han,

An denen sich abgerent der Idumeisch Tyrann,

Denen nun noch nimmermehr bis in alle ewigkeit,

Begegnen kan kein trawren, noch kein einiges leid,

Die nur in eitel freuden schweben,

Bey jhrem Herrn Christ ewig leben,

Mein hertzige liebste Schetzelein,

Mein trautste Sause Ninnelein,

Geht auff jhn nein, geht rings vmb jhn,

Vnd treibet jhn aus zum Teuffel hin,

Ich wil hie, als ewer Nennelein,

Vnd Vater, auff euch warten fein.


Quelle:
Martin Hayneccius: Hans Pfriem oder Meister Kecks. Halle a.d.S. 1882, S. 76-77.
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