[80] Moyses.
Wie ich da sehe, bleibts wol darbey,
Das Pfriemers kopff der beste sey,
Weil jhm die letzte Schantz gelückt,
Das er die Kindlein so berückt,
Vnd redet jhnen aus dem sinn,
Darumb man sie geschickt hatt hin,
Macht, das sie jhres befehls vergessen,
Fürt sie mit sich gantz hoch vermessen,
Nun hat er recht, behelt den preis,
Bleibet wol hinfort im Paradeis,
Was sol man machen? Jhr seht wies steht,
Wie alls nach seinem wündschen geht,[80]
Es glückt jhm, wie er selber wil,
Zuuor trieb er des schnarchens viel,
Vnd schnurt vnd purt auff jederman,
Schendt, lestert, flucht ohn vnterlan,
Treib sie alle mit seim schnarchen ein,
Niemandt war, der vor seinem schrein
Sich nicht befahrn vnd fürchten must,
Dieweil er allen Heiligen wust,
Einem jedem sein gebrechen gleich,
Recht auffzumutzen durstigleich,
Nun, da die vnuerschulden Kind,
An jhn heraus gefallen sind,
An denen er kein tadel findt,
Hatt er einen andern Rangk geschwind,
Ach, das ein Mensch so voller tücke,
So abgericht auff Bubenstücke,
Vnd allzeit sol zum argen mehr
Geneigt sein, dann zu guter lehr,
Was nun wird werden, weis ich nicht,
Ohn das der gnedige Gott vielicht,
Jhm alle sein Sünde wol verzeiht,
So ers jhm lest sein ernstlich leidt,
Was vns betrifft, beneben mir,
Die andern Heiligen alle alhier,
Wie er einen jeden hat bezalt,
Sein sünd vnd vnthat vorgemalt,
Das ist ach leider allzu war,
Niemandt ist, der es leugnen thar,
Wir sind jo bös vnd argk gewesen,
Aber jetzo nun, das wir genesen,
Das haben wir Gott vnd seinem Sohn,
Zu dancken, vnd seinem leiden fron,
Sonst kan sich niemandt rhümen zwar,
Auch der der allerheiligst war,
Ist einer fromm gewesen je,
So sind sies alle: Ich aber nie.
Drumb las ichs auch im gleichen bleiben,
Thue auch meinen Namen zun Brüdern schreiben,[81]
Las Pfriemer sein, gleich wer er ist,
Setze jhm forthin mehr keine frist,
Mag nausgehn, vnd mag hinnen bleiben,
Wems nicht gefelt, mag jhn vertreiben
Wenn nur das er sich recht besönn,
Vnd auff Messias gnade sich stön,
So bliebe er wol vor mir vnd allen,
Ich wil dem in sein Recht nicht fallen,
Sihe, Hui, was newes? was ist nun do?
Wie kömpt der Pech gelauffen so?
Das mus ich auch wissen, was es ist.
Ausgewählte Ausgaben von
Hans Pfriem
|
Buchempfehlung
Der Waldbrunnen »Ich habe zu zwei verschiedenen Malen ein Menschenbild gesehen, von dem ich jedes Mal glaubte, es sei das schönste, was es auf Erden gibt«, beginnt der Erzähler. Das erste Male war es seine Frau, beim zweiten Mal ein hübsches 17-jähriges Romamädchen auf einer Reise. Dann kommt aber alles ganz anders. Der Kuß von Sentze Rupert empfindet die ihm von seinem Vater als Frau vorgeschlagene Hiltiburg als kalt und hochmütig und verweigert die Eheschließung. Am Vorabend seines darauffolgenden Abschieds in den Krieg küsst ihn in der Dunkelheit eine Unbekannte, die er nicht vergessen kann. Wer ist die Schöne? Wird er sie wiedersehen?
58 Seiten, 4.80 Euro
Buchempfehlung
Biedermeier - das klingt in heutigen Ohren nach langweiligem Spießertum, nach geschmacklosen rosa Teetässchen in Wohnzimmern, die aussehen wie Puppenstuben und in denen es irgendwie nach »Omma« riecht. Zu Recht. Aber nicht nur. Biedermeier ist auch die Zeit einer zarten Literatur der Flucht ins Idyll, des Rückzuges ins private Glück und der Tugenden. Die Menschen im Europa nach Napoleon hatten die Nase voll von großen neuen Ideen, das aufstrebende Bürgertum forderte und entwickelte eine eigene Kunst und Kultur für sich, die unabhängig von feudaler Großmannssucht bestehen sollte. Michael Holzinger hat für den zweiten Band sieben weitere Meistererzählungen ausgewählt.
432 Seiten, 19.80 Euro