Scena V.

[82] Phidippus. Moyses. Hans Pfriem.


HANS PFRIEM.

Hilff trewer Gott zu aller frist,

Hilff Gottes Mutter, Maria schon,

Helfft aller Heiligen seelen fron.

MOYSES.

Hola, hola, Halt inn Gespan.

PHIDIPPUS.

Wer da? wo da? wer ist der Man?

MOYSES.

Halt inne Gespan, Stehe lieber Freund.

PHIDIPPUS.

Sihe Herr, das hett ich nicht gemeint,

Das jhr mir gleich in wurff solt kommen,

MOYSES.

Wie leuffstu daher so vnbesunnen?

Wer gecht dich so?

PHIDIPPUS.

Ach Pfriemer Hans.

HANS PFRIEM.

Harr' harr' du Schelm, bist werdt eins Mans,

So warte mein da, Ich wil dich vben,

Das du mich noch so darffst betrüben.

MOYSES.

Harre nur, Phidippe, harr' nur sein.

HANS PFRIEM.

Och eben recht, Herr Mose mein.

MOYSES.

Haltet friede, Pax, gib dich zu ruhe.

HANS PFRIEM.

Juch he, von hertzen gern ichs thue.

MOYSES.

Steh still, fried auff, las bleiben du,

Du auch Phidipp, vnd komm erzu.

HANS PFRIEM.

Das mich der Pech las vngeheit,

Ich geb jhm nichts zuuor, kein meidt,

Bin jo so gut vnd fromm, als er,

Das weis ich, feilt mir nimermehr.

PHIDIPPUS.

So las du mich auch vngespeit,[82]

Wie du noch thust zu aller zeit.

MOYSES.

Halt fried, er wirds nun bleiben lassn.

HANS PFRIEM.

Ja Herr, ich thues zu guter massn.

PHIDIPPUS.

So wiltu mich nicht mehr geheien.

MOYSES.

Er wirds jo forthin lassen sein.

HANS PFRIEM.

Ich mus auch wol, Mich deucht, ich mein',

Man hatt mirs dürre getrencket ein,

Ich bin gewitzigt worden sacht,

Mit schadn hat man mich klug gemacht.

PHIDIPPUS.

Das hör ich gern, vnd wündsche dir glück,

Das du lest farn dein alte tück.

HANS PFRIEM.

Danck habe du, Gespanle mein.

MOYSES.

Des solln wir alle frölich sein,

Wie ist es aber gangen zu?

Wo hast' die Kinder gelassen nu?

HANS PFRIEM.

Gar wol, gar hübsch, gar hurtig sein,

Ich werde hinfort der beste sein.

MOYSES.

Das ist mir lieb. Wie aber? wann?

Da wil ich auch bericht von han.

HANS PFRIEM.

Wie? wann? Fragt jhr so nerrisch ding,

Jhr wist jo, wies mit euch zugieng,

Vnd andern ewres glüchters allen,

Durch Christus gnad vnd wolgefallen,

Nun werden wir ein ding thun müssen,

Das auch alle Engel im Himel wissen,

Vnd alle Seeligen im Paredis,

Das Hans Pfriem vnuertrieben iss.

MOYSES.

Denen sachen wil ich wol thun recht,

Ich gehe dahin, Seidt jhr gute Knecht.

HANS PFRIEM.

Komm du mit mir, mein frey Gespan,

Ich wil dich lustig füren an,

Am guten ort, da ich bin genesen,

Frölich vnd guter ding gewesen,

Weists? Bey den zarten Kinderlein,

Die solln meine liebe Gezeugen sein,

Da wil ich dir zu spielen geben,

Das du in allen freuden schweben,

Solt han so liebliche ruh vnd rast,

Desgleich du nie entpfunden hast.[83]

PHIDIPPUS.

Mit willen gern, Ich gehe mit dir,

Vnd solte ich selbs nicht günnen mir,

Das mirs wolgienge in ewigkeit,

Wolt ich nicht, das ich lebet heut.

HANS PFRIEM.

Jhr Herrn, von gunsten lobesan,

Euch allen grossen danck wir han,

Euch erbarn Frawen vnd Jungfrewlein,

Das jhr vns habt gehort so fein,

Vnd könten wirs verschulden sehr,

Wir thetens gern in dienst vnd ehr,

Ade wolan, Habt gute nacht,

Vnd euch den abendt frölich macht,

Vnd last es jo bey euch nicht bleiben,

Lasts in die gantze Welt ausschreiben,

Das Pfriemer Hans im Paradeis

Noch ist, vnd bleibet ohne verweis,

Ist guter dinge, juchzet vnd schreit,

Vnd spielt ohn alle sorge vnd leidt,

Hatt mit den jungen Märterlein,

Den vnbeschuldten Kinderlein,

Die jhärig vnd zweijhärig sein,

Sein Freudenfest vnd wesen fein,

Zu denen wollen wir vns hin fügen,

Jhr, wann jhr habt der Welt genügen,

So kompt auch her, nach Gottes willen,

Dann wollen wir weiter mit euch spilen.


Valete & Plaudite.

χριστῶ δόξα


Alleine Christ die Ehr,

Sonst niemandt nun noch nimermehr.[84]

Quelle:
Martin Hayneccius: Hans Pfriem oder Meister Kecks. Halle a.d.S. 1882, S. 82-85.
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