Scena quarta.

[769] Matz. Johan Conget. Grosvogtt. NB. Johan Conget hat gelt in der handt das zehlett er.


JOHAN CONGET. Ditt sintt viertin groschen dafur soll jck gan fleisch holen vor[769] min her di Grotvoigt, Aber hort mey eins jck sal aw seggen wat jck thun wil, jey hefft wol gehortt, datt de fleischawer Meister Matthias ein los schelm is, vnd datt hey ein falchs [? falschs] Wacht hat, vnd damit viel Leutte betrogen vnd als jck tho ohm komme (den er kent mey nicht, jch sal auch nicht seggen, dat de Grotvogt min here js) so sal jck sprecken, ey sal mey verkoppen fleisch, (jck sal aber seggen, jch will vor mey suluest hebben:) vnd als he my denckt to betrigen mitt sin falsche wacht, so sol jch mein Wacht so jch hiebey mi heffe aut der bruck trecken vn et nawegen, vnd jhn beschamet machen, auerst jey mutten beleiffe nicht daruan seggen ey solde eme sonst vor mey wachten, jch wil nhu stracks gan bey jhm, jch sie jhn dort schon stan mitt sin fleisch.

MATZ. Es ist eben hoch vff den tag wen jch den wüste das niemands mehr kommen woltt so wolte jch meinen scharren zu machen, NB. thut als wollt er den scharren zu machen.

JOHAN CONGET ruft gar lautt. Wacht Wacht, holla holla jey muttet noch nicht tho macken, jch sal von aw noch fleisch kopen.

MATZ sicht sich vmb. Wer da! wiltu noch was haben.

JOHAN CONGET. O jch bitte ju wacht ein wenzig O jch hebbe mey so aut den adem gelopen als jch sach dat jey die scharre wolt to macken.

MATZ. Sieh Johan bistu dar wiltu fleisch haben?

JOHAN CONGET. Gude frundt jey werdet vnrecht siehn jey werdet vieleicht mey vor ein andern man ansiehn.

MATZ. Bistu nicht der Johan de bey dem Grotvogt gedient hatt.

JOHAN CONGET. Nien min her jch sal die Grotvoigt nicht kennen.

MATZ. Der Grosvogtt hatt einen bey sich der sicht eben wie du, vnd sich dir so ehnlich als muglich.

JOHAN CONGET. Nien jch soll nicht sin, jck bin hir ober zwe tage nicht gewest,[770] vnd jck hatte gehort jey solt so schon fleisch hebben darumb bin jch hir kommen von aw wat tho wopen [? kopen], den jck bin in min land da jck tho haus hore gewont lecker tho leben.

MATZ. In gottes namen, hastu lust zu kauffen jch habe fleisch und das sehr schön ist genug.

JOHAN CONGET. Secht mey wat is dat vor fleisch.

MATZ. Das jst vom Ochsen.

JOHAN CONGET. Von ein solch Os dat bey die Kühe lop vnd des Kalffes Vader is.

MATZ. Ey nhun es ist vom guden frißischen Rinde.

JOHAN CONGET. War bey sol wy dat wetten, dat et ein frisches Rind sey.

MATZ. Ich habe jhn dauor gekofft so sicht man es auch am fleisch wol.

JOHAN CONGET. Ich solde sonst gemeint hebben offt man nicht sehen kontte, an ein teck offt Mal dat et ein frisch Os sey, wie thur gefft jey dat Pundt?

MATZ. Ich gebe das Pund vor 18 penni.

JOHAN CONGET. Dat punt vor 18 penni, wat wiget die stucke.

MATZ. Es wiget zwölff Phundt.

JOHAN CONGET. Wacht et eins.

MATZ. Gar gern, Sehet dar es wiget grade 12 pfund.

JOHAN CONGET. Ich siehe wol dat jeyt davor wacht, Ich sal aw dauor vierthin groschen geben.

MATZ. Ich bin zu friden.

JOHAN CONGET. Wat sol dat vor fleisch sein?[771]

MATZ. Es ist vom Schepsen.

JOHAN CONGET. Hebbe jey nicht fleisch von ein Castrat?

MATZ. Ich weis nicht was das jst.

JOHAN CONGET. Ich mein ein Castrat, ein Schapbock dat kein Kollen mehr hatt, dat het men bey vns ein Castrat.

MATZ. Ist doch dis schepsen oder hamel fleisch.

JOHAN CONGET. Nien et is kein schap, die scap is die muder vant lam vnd die fraw von de bock jch meine ein Bock dem die Kloi sint ausgenommen.

MATZ. Ey du bist ein Nar, es ist doch dieses darnach du fragest.

JOHAN CONGET. Datt soll jey heutte noch wol erfaren offt ich ein Narr sey, datt jey auerst ein betriger sein dat schal jch beweisen.

MATZ. Das solstu mir nimmer gutt thun du machst selber wol ein schelm vnd verreter sein.

JOHAN CONGET. Datt ligett jey, aberst secht my, wat sol jch aw denn geben vor dat stucke fleisch.

MATZ. Habe jch doch gesagt, wen du sonst bettest ohren gehabtt, vor das pfund 18 phenn.

JOHAN CONGET. Et is gutt jch salt aw geben segge jey aber et wege 12 pfund.

MATZ. Habe jch dirs doch so zugewogen, da nimbs hin vnd gib mir mein gelt.

JOHAN CONGET. Ich hebbet wol gesin, ehr ich aw aberst gelt geh, mutt jcht mit miner Wacht auch wegen.[772]

MATZ. Was wiltu viel wegen es jst gnug gewogen.

JOHAN CONGET. Dat schadet nicht jch sallt vp min wacht och wegen vmb tho besin offt sie mit awr vbereinkompt.

MATZ. Welcher Deiffel weys was du vor eine Kuderwelsche wage hast.

JOHAN CONGET. Secht mei ens wat hefft jey vor gewicht.

MATZ. Mein gewicht ist nurenberger gewicht.

JOHAN CONGET. Dat js gutt sut [? sihet] min gewicht js auch nurenberger gewicht, dar sitt die teck von der Statt Nurnbergk vnd datt js auch ein stuck von 12 pfund vnd jst also gott als aw 12 pfund. NB. wigetts befindt aber das es vmb 6 pfund zu leicht sey. Wel sihet eins wie hebbet jey schelmen gewogen jey secht et wege 12 pfund vnd et wecht nhur 6 phundt, seidt jey mi ein Verreder offte bin jck ein nar, vnd alß jch schon ein nar war, so bin jch dock ein klug vnd ehrlich Nar, Jey seilt aber ein bube vnd verreder, hortt eins jey helft so viel leutt betrogen, jch sal min vnd aw wicht tho min her die Grodvogt tragen vnd eine seggen wal iey vor ein buffe seitt.

MATZ. Ist der Grosvogtt dein her hastu doch gesecht du kendest den Grosvogt nicht.

JOHAN CONGET. Ich sal jhn wol kennen, vnd kenne aw nhu ock wol, datt jey ein schelm seilt, Ich hebbet wol gesin, datt jey mein Juncker et fleisch to braden vnd kocken geschencket hebben, damitt aw schelmstuck nicht rauchten an den tag kommen, jch salt jhm aberst seggen dat jey ohne nhu selber betrogen hebbet.

MATZ. Ey das habe jch nicht gewust, das es der Grosvogtt haben sollte, ich wolle es sonst so nicht gewogen haben.

JOHAN CONGET. Datt js gutt so hore jch wol als jey ander leude betriget,[773] des achte jey nicht vnd macket aw dauon kein Conscienz Wehe jch sal au loff wol spreken.

MATZ. Ein [? Ei] mein Johan jch wil dir das fleisch vmb sonst geben, sich hir hastu dein gelt wieder.

JOHAN CONGET. Jch saltt erst min her seggen als de mitt aw tho freden jß sal jch ok to freden sein.

MATZ. Das wil den teuffel holen jch mus sehn wie jchs mache, das jchs dem Grosvogtt verkegle das ers nicht glaube, damitt jch jhn zu freunde behaltten moge.


Quelle:
Herzog Heinrich Julius von Braunschweig: Die Schauspiele. Stuttgart 1855, S. 769-774.
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