Meiner Mutter

[14] Mutter, aus der Ferne eilst du,

Deinen Sohn zu sehen,

Ach, die kranke Seele heilst du,

Linderst ihre Wehen.


Bin zermartert, bin zerschlagen

Wie im Sturm die Eiche,

Doch bei dir vergeht mein Klagen,

Gute, Milde, Weiche.


Wer der Zeit Meduse schaute

Schon mit jungen Jahren,

Wem's in Höllenschlünden graute,

Früh hinabgefahren:
[14]

Laßt ihn in die treuen Augen

Seiner Mutter blicken,

Reine Wonne wird er saugen

Und sich tief erquicken.

Quelle:
Karl Henckell: Gesammelte Werke. Band 1: Buch des Lebens, München 1921, S. 14-15.
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