Die schöne Welt

[212] Als junger Fant

Bin ich hinausgezogen,

Das neue Land

Sucht' ich auf hohen Wogen;

Was täuschte, schwand ...

Mein Traum ward nicht betrogen:

Ob manches Eiland nebelhaft verblich,

Eins ward Gestalt, und eines segnet mich.


Der Stürme Wut

Sah ich vorüberschreiten,

Der Haie Brut

Den hohlen Rachen spreiten ...

Nun teilt die Flut

Sich fromm zu beiden Seiten,

Und aus dem Urschoß reiner Sehnsucht blüht

Erfüllung mir, eh noch mein Tag verglüht.


Ein voll Geläut

Erzittert von den Höhen,

Das Leben reut

Mich nicht mit Kampf und Wehen ...

Mein Gott gebeut,

Die schöne Welt zu sehen,

Die wundersam erst aus der Tiefe taucht,

Wenn der Vulkan der wilden Kraft verraucht.

Quelle:
Karl Henckell: Gesammelte Werke. Band 1: Buch des Lebens, München 1921, S. 212-213.
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