[25] Sturm, o Segen!
Ströme, du Kühle
Des wettergereinigten
Sommerabends,
Ströme mir zu!
Ganz verschmachtet
Lag ich am Tage,
Niedergezwungen
Von den dumpfen,
Drückenden Banden
Staubiger Schweißglut.
Widrig Brenzeln,
Schwefelstickig,
Schlug den Atem
Schwer in Bann;
Gähnend starrt' ich
Auf zum Dunstkreis,
Und verschlafen,
Matt und leblos
Schlich des Geistes
Mutverlassenes,
Träges Streitroß.[26]
Siehe, da züngelten
Gelbliche Blitze,
Rollte des Donners
Wachsende Wut.
Wogten die Winde,
Rauschten die Fluten,
Blüten der Linde
Fegte die Windsbraut.
O wilder Segen,
Geburt des Sturmes,
Geburt der Wolken,
Geburt der Kraft! ...
Rein und lieblich
Haucht die Luft nun,
Wohlig hebt die
Brust sich leicht.
Durch die Bäume
Zieht ein Säuseln,
Und der Donner,
Fernverhallend,
Schweigt ...
Nur zuweilen
Flammt's im Osten,
Wetterleuchtend
Spielt die Glut;[27]
Und lebendig
Durch die Adern
Rollt das rascher
Drängende Blut ...
Schlüg' ein Wetter doch,
Sturmwindschwanger,
In diese frevel-
Stinkende Welt!
Allwärts lagert
Ekler Pesthauch,
Lügengeister
Gehen um,
Und den kühnen
Ringer Leben
Schnürt der faule
Dunst »Gewohnheit«.
O, wann weht uns
Freier der Odem,
O, wann leuchtet
Die Luft uns rein?
Komm, o Segen,
Wilder Segen,
Geburt des Sturmes,
Geburt des Kampfes,
Geburt der Kraft!
Buchempfehlung
Als Blaise Pascal stirbt hinterlässt er rund 1000 ungeordnete Zettel, die er in den letzten Jahren vor seinem frühen Tode als Skizze für ein großes Werk zur Verteidigung des christlichen Glaubens angelegt hatte. In akribischer Feinarbeit wurde aus den nachgelassenen Fragmenten 1670 die sogenannte Port-Royal-Ausgabe, die 1710 erstmalig ins Deutsche übersetzt wurde. Diese Ausgabe folgt der Übersetzung von Karl Adolf Blech von 1840.
246 Seiten, 9.80 Euro
Buchempfehlung
Biedermeier - das klingt in heutigen Ohren nach langweiligem Spießertum, nach geschmacklosen rosa Teetässchen in Wohnzimmern, die aussehen wie Puppenstuben und in denen es irgendwie nach »Omma« riecht. Zu Recht. Aber nicht nur. Biedermeier ist auch die Zeit einer zarten Literatur der Flucht ins Idyll, des Rückzuges ins private Glück und der Tugenden. Die Menschen im Europa nach Napoleon hatten die Nase voll von großen neuen Ideen, das aufstrebende Bürgertum forderte und entwickelte eine eigene Kunst und Kultur für sich, die unabhängig von feudaler Großmannssucht bestehen sollte. Für den dritten Band hat Michael Holzinger neun weitere Meistererzählungen aus dem Biedermeier zusammengefasst.
444 Seiten, 19.80 Euro