Die Welle

[273] Empor schlug die Welle,

Die Wogen der Wahrheit

Erfassen die Menschen,

Erobern das Reich.


Sie sind aus den Tiefen

Des Lebens gestiegen,

Sie brausen zusammen,

Gewaltig gestaut.


Es wanken die Sessel,

Es brechen die Säulen,

Die Schläfer erwachen,

Die Müden stehn auf.


Nun gilt es zu bauen

Ein starkes Gebäude,

Nun gilt es zu bilden

Ein stattliches Werk.


So schlagt mit dem Hammer,

So haut mit dem Meißel,

Mit Kühnheit besonnen

Errichtet den Bau!
[274]

Daß weit allem Volke

Die Wohnstatt sich wölbe,

Auf freierem Grunde

Gerechter erhöht.


Seid eins in der Liebe,

Zu schlichten den Hader,

Durch Zwietracht untrennbar

Seid einig – und schafft!


Gesetze zu schmieden,

Sei Weisheit beschieden,

Doch Schönheit durchschimmre

Die Säulen der Kraft!

Quelle:
Karl Henckell: Gesammelte Werke. Band 2: Buch des Kampfes, München 1921, S. 273-275.
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