[207] Gemach auf der Stauffenburg. Hanns Stauffen sitzt im Lehnsessel, dazu der Schloßvogt.
HANNS. Da sitz' ich nun, alter Mann! ohne Kinder und Erben! Was nützt mir all das zusammengeraffte Gut – lachende Erben theilen sich darein, und der Vater hat kein Kind, das ihm die Augen zudrückt, und am Grabe ihm eine Thräne weiht; O Löbenstein! schrecklich hat sich die Vorsicht an deiner Blutschuld gerächt –
BERTHOLD. Herr Ritter! Eine alte blinde Bettlerin, geleitet durch einen Knaben wünschte, euch zu sprechen.
HANNS. Ich will Niemand sehen, mit Niemand reden. – Im einsamen Gemach will ich mein Leben vertrauern, schrecklich büssen für die Strenge, die ich an meinem einzigen Kind ausübte –
BERTHOLD. Soll ich die Hülflose so ganz leer – ohne Imbiß, ohne Zehrpfenning aus der Burg entlassen? –
HANNS. Nein! das sollst du nicht – reich ihr einen Labetrunk – gieb ihr Geld, so viel du willst – laß mir von jetzt an keinen Armen, keinen Nothleidenden ungetröstet von meiner Schwelle tretten.
BERTHOLD. Belohn' euch Gott diese Gesinnung, edler Herr! Seht! da kommen sie.
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Die Teufelsmühle am Wienerberg
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