Scena II.

[19] Naschart. Gutbischen. Eisenbart.


NASCHART.

Juch hoscha: laetæ mentis.

GUTBISCHEN.

Juch hobba: vier lahm entis.

NASCHART.

Juch: lustig, rustig, guter ding.

GUTBISCHEN.

Was gibst das ich herumbher spring?

NASCHART.

Ein groschen. Spring: juch hobba, juch.

GUTBISCHEN saliendo se circumrotans.

Das wars mein kerl: juch hoscha juch.

EISENBART.

Habt jhr zu viel gsoffn, oder gfressn

Odr seid vom Teuffel gar besessn,

Das er euch zu marcket hinreith?

Was ists das jhr so brüllt vnd schreit?

Gedencket das der Fürst dort obn,

Wird hören ewer rasn vnd tobn.

NASCHART.

Ho: diß' heilige Phantastnacht,

Ist vnser Betwoch vnd andacht:

Nun halten wir procession,

Begehn walfahrt vnd station.

Nun ist Sanct Schweinardi bgengnus,

Vnd des Grobiani bsengnus.

GUTBISCHEN.

Wir wollen mit crassatum gehn,

Vns in der Stadt auch lassen sehn.

EISENBART.

Wie aber? wann der Fürst aus zorn,

Euch vngehalten frechen Thorn

Ins loch lies werffen allebeid?

GUTBISCHEN.

Ho? das thut man vns nicht zu leid.

NASCHART.

Wir sind zwen Menner hochgelarth,

Von weiser vnd sehr kluger arth,

Ich weiß gewiß, nicht einen tag

Der Fürst vnser entrathen mag.

EISENBART.

Es hat ohn das mein gnedger Herr

Genug Thoren, vnd Leimstenger,

So Fuchsschwentzen vnd pflaumenstreichn.[20]

NASCHART.

Was? wiltu vns denen vergleichn.

Wir sind zwo vornehme Seulen

Des Landes.

EISENBART.

Ihr soltet heulen

Im thurm, ein wochen oder acht

Zum gringsten, stünds in meiner macht:

Ihr würdt der Narheit woll vergessn.

GUTBISCHEN.

Wann d' vns gebst frey zusauffn vnd fressn,

Wir wolten es woll halten aus.

EISENBART.

Der Fürste kömpt herab, potz laus.


Quelle:
Ludwig Hollonius: Somnium Vitae Humanae. Berlin 1970, S. 19-21.
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