Widmungsepistel

Seinem lieben Freunde

Emil Richter

der Verfasser.[7]


Dir, den ich freudig meinen Bruder nenne,

Sei dieses Büchelchen hier dedicirt,

Zu dessen Autorschaft ich mich bekenne,

Obgleich es streng genommen mich genirt;

Denn sieh, es ist zu frei in seinem Tone

Und hier und da vermiss ich die Schablone.

Doch sei's! Bespucken mich auch links und rechts

Die alten Weiber beiderlei Geschlechts,

Du weisst ja selbst, ich sag es unverfroren;

An meiner Wenigkeit ist nichts verloren!


Als Motto über meine Weltkarriere

Setz ich vergnügt per Gummitopf und Scheere

Den Schluss des Beranger'schen Scherzgedichts:

Als Gott mich schuf, da sprach er: Werde nichts!

Wozu sich auch dies winzge Spännlein Zeit

Auf diesem Erdstaubkörnlein noch verkürzen,

Anstatt mit ungestümer Freudigkeit

Dem süssen Leben heiss ans Herz zu stürzen?

Ich trug noch nie, vom Sturm umhergetrieben,[9]

Warum im Zorn mich die Natur erschuf;

Die Götzen hassen und die Götter lieben

Dünkt mir der einzig menschliche Beruf.

In allen Himmeln weil ich weltvergessen

Und immer höher nehm ich meinen Flug,

Und mit Papier verkleb ich unterdessen

Die Fensterscheiben, die der Wind zerschlug!

Ein grimmer Todfeind aller Jeremiaden,

Missbrauch ich Tinte, Feder und Papier

Als Dichterling von meinen eignen Gnaden

Und unverbesserlicher Verspolier.


Nach Amt und Titel seh ich tausend schnappen,

Im Golde wühlt der jüdische Banquier,

Ich aber kuck vergnügt durch all die Lappen

Der Welt bis in ihr tiefstes Negligee.

Und wird es auch tagtäglich immer bunter,

In meinem Reich geht nie die Sonne unter!

Denn alle Wunder dieser Welt sind mein:

Der Chimborasso und der Drachenstein,

Timbuctu, die Ruinen von Palmyra

Und Memnons steingeformte Sonnenlyra.

Die alten Völker und die alten Zeiten

Stehn leuchtend auf, wenn sie mein Lied beschwor

Und hört es gar die Griechengötter schreiten,

Dann wird mein Herz gross wie ein Tempelthor!

Ein Luftschloss baut mir jedes Körnchen Sand

Von Heliopolis bis Niniveh,

Auch wohnt ein Freund von mir in Samarkand,[10]

Am Südpol und am Titikakasee!

Vertraut ist mir die Weisheit des Confuz

Wie die des Mannes aus dem Lande Uz,

Und Altchaldäas graue Zeichendeuter

Sind mir verständlich wie ein Band Fritz Reuter!

Selbst was die Isispriester in Aegypten

Einst klug versenkt ins Pyramidengrab,

Auf mein Geheiss entsteigt es seinen Krypten,

Und wirlt den tausendjährigen Moder ab!


Doch greift zumeist ans Herz der Kreatur

Die süsse Schönheit dieser Allnatur.

Was soll der Himmel dem und seine Pracht,

Den sie zurückstösst in die alte Nacht?

O, lieber sündhaft und von Fleisch und Bein,

Als transcendent und wie die Engel sein!


Mein goldner Liebling ist die Morgenröthe,

Die freudig aufsteigt überm dunklen Tann,

Und, wenn ich's will, stimmt, weich wie eine Flöte,

Die Sommernacht ihr dunkles Waldlied an!

Die Sterne kreisen, bis mein guter Wille

Sein winzig Tintenscepterlein verlor,

Und seine goldgefasste Rosenbrille

Lieh mir der alte Weltkauz Gott Humor!

Der Wald steht wie ein beinernes Gerippe

Vor Kälte klappernd im Novemberwind,

Doch nur ein einzig Lied von meiner Lippe

Und siehe, all sein Wintereis verrinnt![11]


Die Quelle, die begraben unter Gletschern,

Denkt wieder silbern an ihr süsses Plätschern,

Und tausend wundergrüne Blättlein singen

Wie Aeolsharfen, die im Lenzwind klingen ....

Das wilde Meer und seine wilden Riffe

Sind mir vertraut wie nur ein Hälmchen Gras,

Und mehr als Ein Mal liess ich meine Schiffe

Erbarmungslos zerschellen wie ein Glas.

Was sollte mir wohl auch ein Schock Matrosen,

Wo eine Welt mir licht zu Füssen lag,

Und neugeschaffen jeder neue Tag

Mich überschüttete mit rothen Rosen?


Drum lächle ich, wenn meine Herrn Collegen

Sich tragisch vor den grossen Spiegel stellen,

Dort ihren Missmuth wie ein Aeffchen hegen

Und sich ihr bischen Leben selbst vergällen.

Zuwider sind mir jene faden Possen

Von einem ewigen Pessimistenleid,

Denn ich bin jung und noch zu tief verschossen

In Gottfried Kellers »grüne Erdenzeit!«

Ich trinke ihre Luft in vollen Zügen

Mit Wipfelwehen, Licht und Adlerschrei,

Und kein Talarmensch soll mich fromm belügen,

Dass diese junge Liebe »sündhaft« sei!

Lasst nur die ewig biblischen Asketen

Sich selbst in die Kameelshaartoga zwängen

Und nicht uns junge, lachende Poeten,

Die sich den Himmel noch voll Geigen hängen![12]

Zwar hab ich dann und wann »verrückte Touren«,

Doch zieh ich niemals vor mir selbst den Hut

Und braue meine lyrischen Mixturen

Aus Zuckerwasser und Tyrannenblut!

Auch bin ich Heide und als solcher cynisch

Und hasse nichts so wie die Prüderei,

Steh nicht zum Besten mit der Polizei

Und bin vor allem Eins nicht: misogynisch!


Ja, ich geb's zu: Ein Weltkind bin auch ich

Und mag es leiden, »wenn der Becher schäumt«,

Und weiss trotz Don Juan wie süss es sich

An einem schönen Weiberherzen träumt!

Drum würgen möcht ich jene schwarzen Heuchler,

Die auf den Kanzeln jesuitisch flennen

Und hinterrücks als feige Unschuldsmeuchler

Die denkbar schlüpfrigsten Finessen kennen!

Ein Narr, wer heut sich nicht zu helfen weiss:

Erst schielt dies christlich frömmelnde Geschmeiss

Nach vollen Brüstchen und nach drallen Wädchen

Und dann – schreibt's Andachtsbücher und Traktätchen!


Doch dies und Andres auszusprechen,

Ist heut ein Majestätsverbrechen;

Denn »echt« kann man als Dichter sein

Nur harmlos wie Hans Huckebein!


Zwar glaub auch ich, dass unsre Ahnen Affen,

Doch will ich heut mal mythologisch sein[13]

Und sage, Gott hat Eva nackt geschaffen,

Das Feigenblättchen kam erst hinterdrein!

Doch, Ihr verzeiht! Ich wollte ja dies Thema

Als all zu spitz nicht länger mehr tractiren,

Auch nöthigt mich zudem mein dummes Schema

Mich schleunigst in ein Andres zu verlieren!

Da sind vor allem jene Glaubenseifrer,

Die Finsterlinge und die Weltbegeifrer,

Die überall, wo sie noch Herzblut wittern,

Uns unser Leben demuthsvoll verbittern!

Zwar immer opfert noch der Riese Wahn

Dem alten Vicegott im Vatikan

Und immer schneidern sich noch die Germanen

Aus Christi Windeln bunte Kirchenfahnen:

Doch ob er manchmal auch ihr Glück zerfrisst,

Der beste Freund der kranken Menschheit ist

Vom Oelberg bis zur – Reim her! – hohen Eifel

Der alte Weltprofessor Doctor Zweifel!

Vermorscht ist endlich in sich selbst die Zeit

Der hohlen Köpfe und der leeren Worte

Und ihrem sichern Untergang geweiht

Sankt Peters kahlgeschorne Schmutzcohorte!


Doch glaub nicht, dass man als »Tendenz«-Poet

Die »Segnungen der Kirche« nicht versteht!

In manchem Münster nistete die Taube,

Vor der Legende bog die Welt ihr Knie;

Des Mittelalters frommer Köhlerglaube,

Ich weiss es wohl, auch er war Poesie![14]

Im Klostergarten wehten grün die Eiben

Und man vergass so gern den grellen Tag,

Wenn zitternd durch die buntbemalten Scheiben

Das Mondlicht silbern auf den Fliesen lag!

Doch jene Welt gebiert sich nimmer wieder,

Denn unsre Zeit nennt sich die Zeit des Lichts

Und andre Menschen wollen andre Lieder

Und für's Gewesne – giebt der Jude nichts!

Man glaubt nicht mehr an »himmlische Gesichte«

Und flüchtet skeptisch sich ins Voltairethum:

»Der grösste Schwindel dieser Weltgeschichte,

Der grösste Humbug ist das Christenthum!«

Noch war, seit es die »Heiden« sich geduckt,

Kein Tag, an dem es nicht sein Blut geschluckt!

Und wagt sich frömmelnd pfäffische Sophistik

An die Behauptung, dass mein Vorwurf hinkt,

Dann schlagt nur nach die grause Blutstatistik,

Die wie ein Schandpfuhl wüst zum Himmel stinkt!


Millionen hörte die Geschichte jammern

Auf Scheiterhaufen und in Folterkammern,

Denn jenes Kreuzbild schreckte Mann und Weib,

Ja, selbst den Embryo im Mutterleib!

Von ihrer »Bruder«-Liebe sprach sie viel,

Der ewige Friede war ihr köstlich Ziel,

Doch wenn sie fromm in Köln die Juden hetzte

Und ihren Fuss in die Sevennen setzte,

Dann war die Kirche, dieses Schlangennest,

Erbarmungsloser als die schwarze Pest![15]

Doch enden wird auch dieser grause Fluch,

Denn jung ist unsre Zeit und wenig zahm

Und unterschrieb in ihrem Wörterbuch

Das alte Wuthwort: Écrasez l'Infâme!

Ja: erst wenn abgethan sammt Stab und Stola

Die alte Lügenmutter des Loyola,

Erst dann wird uns geheiligt Brod und Wein

Und jedes Mahl ein Mahl der Liebe sein!


Es ist die Welt mit ihren grünen Landen

Ein braves Wohnhaus und kein Lazareth,

Und Niemand hat sie ärger missverstanden,

Als jener Zimmrerssohn aus Nazareth.

Das heisst, nur jener, den die Pfaffen lehren,

Nicht jener, den wir heut noch selber ehren!

Für mich ist jener Rabbi Jesus Christ

Nichts weiter, als – der erste Sozialist!

Auch sag ich, nützlicher als alle Bibeln

Sind momentan uns unsre Volksschulfibeln!

Denn nur ein Narr beugt heut noch seinen Nacken

Vor Göttern, die – aus Weizenmehl gebacken!


Mein Lieblingsbuch betitl' ich Don Quixote

Und bin in Glaubenssachen Sansculotte.

Doch pfeif ich auch auf alles Jenseitsheil,

So bin ich darum noch kein Gottverächter,

Nur glaub ich stramm, der Menschheit bestes Theil

Ist jenes althomerische Gelächter![16]

Vorzüglich, wenn, umspickt von Bayonetten,

Ihr noch energisch die Geduld nicht riss

In einer Aera der Papiermanschetten,

Des Lustmords und der Syphilis!


Doch dies und andres auszusprechen

Ist heut ein Majestätsverbrechen;

Denn »echt« kann man als Dichter sein

Nur harmlos wie Hans Huckebein!


Ging ich schon wieder blindlings in die Falle,

Die mir mein eigner harter Kopf gestellt?

Ja, sie hat Recht die alte Dame Welt:

In meiner Tinte gährt ein wenig Galle!

Doch wer wird heute noch die Hände falten,

Wer ballt sie lieber nicht zur grimmen Faust,

Wenn ihm in hundert wechselnden Gestalten

Die p.p. Peitsche um die Ohren saust?

Wer wird zum Rosenkranz Gebete plappern,

Wenn er verhungernd hinterm Eckstein hockt,

Wenn ihm vor Winterfrost die Zähne klappern,

Wenn ihm das Blut in allen Adern stockt?

Die »dummen« Völker sind es endlich satt,

Die Hände ihrer Henker fromm zu küssen,

Schon rollt ihr Zorn in bleigeschmolznen Flüssen

Von Land zu Land hin über Dorf und Stadt!

Schon reckt gespenstisch die soziale Frage

Aus Nacht und Noth ihr rothes Drachenhaupt,

Der Baum des Friedens trauert nackt entlaubt

Und alles Glück ward eine fromme Sage![17]


Die Legion der Armen dieser Welt

Hat roth in eine Phalanx sich gestellt,

Und wild ihr Wuthschrei durch die Lüfte zieht:

Gebt uns nicht Brod, nein, gebt uns Dynamit!

Wir sind es müd, uns wie das Vieh zu placken,

Wir harren brünstig auf den grossen Rächer;

Der wird Euch herrlich an die Gurgel packen

Und an die Kreuze nageln alle Schächer!

Ins Nichts zerstreun wird seine rothe Wuth

Die alte Zeit des Zopfs und der Kamaschen,

In einem ungeheuren Meer von Blut

Wird er der Neuwelt ihre Windeln waschen!


Bethörtes Volk! Du wirst es schwer vergelten,

Was sie dir eingebrockt in ihrem Spleen!

Noch niemals rollte durch das All der Welten

Die Sonne, die das Paradies beschien!

Der Formen und der Farben »heitre Fülle«

Schwingt ewig kreisend sich durch Zeit und Raum,

Der Zukunft märchenfarbne Glücksidylle

Ist nur der Menschheit schönster Fiebertraum!


Doch, wehe! wenn sie fröstelnd draus erwacht

Und lächelnd vor dem neuen Tantaliden

Das ewge Glück mit seinen ewgen Frieden

Zurücksinkt in die alte Nacht – – –


Du armes Volk! Als ob ein Paradies

Mit Blut und Thränen sich erschachern lies![18]

Mit wie viel Elend wirst du diesen Tag,

Mit wie viel wehen Wunden dir erkaufen,

Und wie verwüstet seh ich schon den Hag,

Wenn sich die Wasser wiederum verlaufen!

Dann werden, was Jahrzehnte wüst zerschmettert,

Jahrhunderte von Neuem auferbauen,

Bis wieder mit dem neuen Morgengrauen

Die alte Sündfluth neu vom Himmel wettert!

So gährt von Aberwitz und Aberwahn

Die Welt wie ein verriegelter Vulkan

Und immer häufiger hört man sie sprechen

Das grimme Wörtlein: Biegen oder Brechen!


Doch unterdessen warf sich unsre Zeit

Aufs Phrasenfaulbett der Bequemlichkeit.

Denn immer regnen noch wie reife Birnen

Titanenkronen auf Pygmäenstirnen,

Noch immer zehrt von seinem alten Ruhm

Das lächerliche Gottesgnadenthum!

So geht es »Oben«. »Unten« geht's noch trister,

Dort räkelt sich der fettige Philister,

Braut bairisch Bier, backt Knödel, klebt am Staube

Und liest Romane aus der Gartenlaube!


Nur wenig, bitterwenig sind erwählt,

Das Gros der Hämmel ist gar schwer gezählt;

Man hätschelt eben seine Eiterbeulen

Und lernt vortrefflich mit den Wölfen heulen!

Auch betet man als ein gemachter Mann[19]

Nur Einen Gott, den Gott der Thaler an

Und fühlt als Kind der grossen Corruption

Sich nur noch ausnahmsweise mal chokiert,

Wenn unglücksschwanger unser Telephon

Den neusten Börsenkrach uns avisirt.

Doch Wahrheit bleibt's, auf beiden Hemigloben,

Man soll die Nacht nicht vor dem Morgen loben!


Doch dies und andres auszusprechen,

Ist wieder Majestätsverbrechen;

Denn »echt« kann man als Dichter sein

Nur harmlos wie Hans Huckebein!


O dass ich endlich doch ein Thema fände,

Das, seicht wie ein modernes Theegeschwätz,

Das, platt wie eines alten Tempels Wände,

Mich nicht verhaspelt mit dem Pressgesetz!

Doch unser Zeitgeist ist ein Fragegeist,

Der lauernd wie ein Geier uns umkreist

Und eine Beute, die er einmal fässt,

Nicht leichten Kaufes wieder fallen lässt!


Wir haben blutend uns hinabgerungen,

Wir sind der Welt bis tief ins Herz gedrungen,

Doch die Natur, die wir entschleiern wollten,

Hat unsre Liebe bitterbös vergolten.

Die Taschen voll von ihren goldnen Schätzen,

So stehn wir da mit frühergrauten Haaren

Und sind am Ende ärmer, als wir waren,[20]

Denn statt des Herzens schlägt uns nur ein Fetzen!

Ein Fetzen Fleisch, den roh und materiell

Uns blosgelegt das kritische Skalpell!


Verbittern muss uns jeden Bissen

Der grosse Hunger nach dem grossen Wissen,

Und niemals, niemals wird es Friede

In unsres Hirns Gedankenschmiede! ...


Denn Einen ist, vermengt aus Kann und Muss,

Der liebe Gott ein Metaphysikus,

Der andre wieder leugnet gar sein Sein

Und lebt fidel in seinen Tag hinein,

Der eine faselt viel von Weltenleid,

Der andre wieder von Unsterblichkeit,

Der eine – doch die Sache wird zu heiter,

Es geht so lustig ad absurdum weiter!


Wer je die Wahrheit nur von fern geschaut,

Weiss, jeder Tempel ist aus Staub gebaut!

Drum hüte, hüte deine Menschenzunge

Und bete zu dir selber, armer Junge!

Wie bissig wir uns auch dagegen steifen,

Die Wahrheit ist: dass wir sie nie begreifen!

Das ist der Menschenweisheit letzter Schluss,

Und – ewig rollt der Stein des Sysiphus!


Doch, Teufel ja! was hab ich angerichtet?

Dies ist ein Zickzacknichts und kein Poem![21]

Das kommt davon, wenn so ein Klos aus Lehm

Aufs hohe Pferd sich setzen will und »dichtet!«

Erst geht das Rösslein stillvergnügt im Trab,

Dann will es stolz den Araber markiren,

Legt störrisch wiehernd sich aufs Kourbettiren

Und wirft dann schliesslich seinen Reiter ab!


Doch wenn dies Ding hier, das ich leicht gerundet,

Auch Deinem Gaumen nicht besonders mundet –

O, das verursacht weiter keine Trübung,

Es ist nur eine leichte Fingerübung!

Ich schrieb es nieder, als zur Sommerszeit

Mich ferienweis die lange Weile zwickte,

Wenn goldumschleiert in die Einsamkeit

Die Abendsonne mir durchs Fenster blickte.

Bunt auf dem Tischlein warf ein Blumenstrauss

In meine Zeilen seinen Rosenschein,

Und sah ich träumend dann und wann hinaus,

Dann sah ich meilenweit ins Land hinein,

Dass da an »Arbeit« nicht zu denken war,

Ist Dir als Praktikus natürlich klar.


Drum nimm vorlieb mit dem, was Dir mein Wille,

Der immer gut ist, launig dediziert,

Sei auf den Reimfex nicht zu sehr pikiert

Und declamier mit ihm: »Beatus ille!«[22]

Quelle:
Arno Holz: Buch der Zeit. Berlin 21892.
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