Sei ein Philister!

[410] Sei ein Philister, der sich stillvergnügt

Die Marseillaise auf den Bierbauch trommelt,

Doch beiss dir deine Finger ab, mein Junge,

Wenn du Talent zu einem Herrgott hast!

Auch sieh dich vor, dass du um Mitternacht,

Wenn dir der Vollmond schneeweis ins Gesicht scheint,

Nicht einmal unversehns pathetisch wirst,

Mit dem Revolver vor den Spiegel tappst,

Ihn deinem Doppelgänger vor die Brust setzt

Und theatralisch à la Hamlet fragst,

Wozu denn eigentlich der ganze Schwindel?

Frag lieber, wenn du's durchaus nöthig hast,

Warum den Blocksberg keine Flöhe beissen,

Wie oft sich Robespierre wohl rasiren liess,

Was zalmi dupi deutsch heisst, kurz etc.!

Das Beste freilich, doch – wozu noch reden?

Addire nichts und nichts, und du thust das,

Was Gott thut, als er diese Welt erschuf.[410]


Quelle:
Arno Holz: Buch der Zeit. Berlin 21892, S. 410-411.
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