Drei Tage lang

[61] Drei Tage lang / fiel in den Fluss Fu ein Regen von Pfirsichblüten. // Aus ihren gelben Seidengewändern tauchten die Mädchen und sangen. // Sie wateten ins Wasser, spritzten, kreischten / und kitzelten die Schwäne. // Die Schönste, / lächelnd, / beide Arme unterm Kopf, / liess sich von der Strömung treiben. //Rot, / wie ein Flammenmantel, / floss um sie ihr Haar, / zwei kleine Tröpfchen perlten noch auf ihren Brüsten. // Leda lag nicht nackter. // Die bunten Wellen schaukelten sie an meine schwimmende Insel. //Oh! // Ein schwarzes Bocksgestell, ein Eselsbauch, ein altes, dickbehaartes Vieh mit Hörnern! // Ihre langen Wimpern schlossen sich, / um ihre weissen, zitternden Kniee drängten sich, wankten / Narzissen ... //Sie schlug die Augen auf. Ich liess sie nicht. Sie bettelte: Nicht kitzeln, nein? // Süsser! // Zehn zarte, rosenrote Finger / krallten / verliebt in meinen Zottelpelz. // Au! Racker! Du beisst ja! Ist das der Dank? //Sie kicherte. // Mein Bett aus Moos missfiel ihr nicht, / mein langer Bocksbart imponirte ihr, / die Temperatur, auch nachts, ist bereits ganz vorzüglich, /sie gedenkt also noch einige Zeit bei mir zu bleiben.[61]

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Arno Holz: Phantasus. Stuttgart [1978], S. 61-62.
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