Um eine rote, glühende Eisensäule bis in den Himmel

[72] Um eine rote, glühende Eisensäule bis in den Himmel, / mit spitzen Glasscherben und Scheermessern gespickt, / werde ich an unsichtbaren Ketten langsam rauf und runter gedreht. // Langsam, ruckweis und gründlich. // Ich stöhne, ächze, gurgle, brülle: Hosianna! // In sieben mal siebzig Ewigkeiten, / wenn die Scherben zermürbt sind und die Messer nicht mehr können, / wird die Säule schwarz stehn; / unten, / in dem runden, stinkenden Tümpel um sie, / wird mein Hirn, meine Leber, mein Blut, der ganze Matsch geronnen liegen, / und ich, / »geläutert«; / eine verklärte, selig gewordne Liebigbüchse, / werde schluchzend /mit meinem letzten, übrig gebliebenen Knöchelchen /an die Pforte des Paradieses klopfen![72]

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Arno Holz: Phantasus. Stuttgart [1978], S. 72-73.
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