Der Sommer

[290] Das Erntefeld erscheint, auf Höhen schimmert

Der hellen Wolke Pracht, indes am weiten Himmel

In stiller Nacht die Zahl der Sterne flimmert,

Groß ist und weit von Wolken das Gewimmel.


Die Pfade gehn entfernter hin, der Menschen Leben,

Es zeiget sich auf Meeren unverborgen,

Der Sonne Tag ist zu der Menschen Streben

Ein hohes Bild, und golden glänzt der Morgen.


Mit neuen Farben ist geschmückt der Gärten Breite,

Der Mensch verwundert sich, daß sein Bemühn gelinget,

Was er mit Tugend schafft, und was er hoch vollbringet,

Es steht mit der Vergangenheit in prächtigem Geleite.

Quelle:
Friedrich Hölderlin: Sämtliche Werke. 6 Bände, Band 2, Stuttgart 1953, S. 290-291.
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