Der Stern der Seelen,

[189] eine Phantasie


Jenen freundlichen Stern, den Gespielen der Abenddämmrung,

Und Verkünder der Ruh, bewohnen die Seelen der Menschen,

Eh der Allschaffende ruft, und die Seelen vom Schlummer erwachen,

Vom halbwachenden Schlummer, den unter Blumen sie schliefen.

Geuß durch die Wipfel des Hayns, wo ich singe, schönster der Sterne,

Hellres Licht! Dich beschwebt ich in meiner schlummernden Kindheit,

Und Jahrtausende träumt' ich in deinen Thalen vorüber.

Süßes Gefühl der Erinnrung beschleicht die Bewohner des Erballs,

Wenn sie dich schaun; dein hellströmender Lichtglanz füllt sie mit Wonne.

Alle lieben sie dich, besuchen den Hayn, wo du funkelst.
[189]

Quelle:
Ludwig Christoph Heinrich Hölty: Sämtliche Werke. Band 1, Weimar 1914, S. 189-190.
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