[268] Nativität-Steller.

Nativität-Steller betriegen 1) Wenn sie aus der Gestirnen Lauff / Stande und Aspecten / wie auch aus der Empfängniß und Geburts-Stunde des Menschen Glück und Unglück / Reichthum und Armuth / Leben und Tod prophezeien und vorher wissen wollen. 2) Wenn sie den Himmel mit seinem Gestirn in 12. Theile / welche sie Domos oder Häuser nennen / theilen und darnach ihre Prognostica einrichten / nachdem nemlich die Planeten mit ihren himmlischen Zeichen und Sternen in jedem Hause stehen / also daß sie aus dem ersten des Menschen Leben / Gesundheit /Sitten / Ingenium, äusserliche Gestalt / Farbe etc. aus dem andern seinen Reichthum / Vermögen und Gewinn etc.

aus dem 3ten, die Geschwister / Brüder und Schwäger / wie sie sich mit ihnen vertragen werden etc.

aus dem 4ten, die Eltern / und ob man in den Erbschafften glücklich oder unglücklich seyn werde etc.

aus dem 5ten, die Kinder / wie viel man derselben bekommen / oder ob sie männlich oder weibliches Geschlechtes seyn werden etc.

aus dem 6ten, die Unpäßlichkeiten und Kranckheiten / welche einem Menschen zustossen können.

aus dem 7ten den Ehestand, ob er ein oder mehrere Weiber oder Männer bekomme / oder ob es ein[268] Junggesell oder Jungfer / Wittber oder Wittib seyn werde etc.

aus dem 8ten / den Tod / wenn und wie ein Mensch sterben werde etc.

aus dem 9ten / die Religion / was er vor eine Religion habe / und ob er solche beständig behalten / oder aber verändern werde etc.

aus dem 10ten / die Ehre / ob er in einem öffentlichen Ehren-Stand GOtt dienen / oder aber in einem Privat-Leben verbleiben werde etc.

aus dem 11ten die Freunde / ob er aufrichtige oder falsche / viele oder wenige finden werde /

aus dem 12ten die Feinde / welche er haben werde / und was dergleichen Alfantzereyen mehr sind / darthun wollen.

3) Wenn sie diese ihre gestellte Prognostica mit vielen Exempeln bestättiget zu seyn vorgeben / worauf aber der seel. Dannhauer in seiner Catechismus-Milch Tom. I. p. 227. gar schön geantwortet / daß dergleichen Dinge bey einigen nur zufälliger Weise eingetroffen / und könne auch wol ein Blinder Huf-Eisen und eine blinde Henne ein Körnlein finden /daraus aber kein gewisser Schluß zu machen sey. 4) Wenn sie durch gestelltes Prognosticon eines langen Lebens die Leute in Sicherheit zu stürtzen / oder aber eines kurtzen Lebens und böser Fatorum kleinmüthig zu machen suchen. 5) Wenn sie insonderheit denenjenigen / von welchen sie noch eine Erbschafft zu hoffen haben / vieles von einem langen Leben vorschwatzen / damit sie sich der Sparsamkeit desto mehr befleißigen mögen.

Quelle:
Hoenn, Georg Paul: Betrugs-Lexikon, worinnen die meisten Betrügereyen in allen Staenden nebst denen darwieder guten Theils dienenden Mitteln entdecket von ,-, Dritte Edition, Coburg 1724 [Nachdruck Leipzig 1981], S. 268-269.
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