Fünfter Auftritt

[63] Vorige. Wirtin.


WIRTIN. Ach du lieber Gott!

DIE BAUERN durcheinander. Was ist – was gibt's, Frau Wirtin?

WIRTIN trocknet sich die Augen, erzählt und macht Pantomime auf Matthes.

MATTHES. Die sprechen von uns – sie werden doch nichts gehört haben.

GERICHTSSCHREIBER. Sollt's nicht meinen. Nun, Frau Wirtin, was Neues?

DER ALTE BAUER. Armer Teufel!

ALLE. Jawohl. Sie kommen herunter und setzen sich um den Kamin.

WIRTIN. Herr Matthes – Sein Dienst mag recht gut sein, ich will auch glauben, daß Er ihn in allen Ehren gekriegt hat; aber es ist doch hart!

MATTHES. Was? Ich verstehe Euch nicht.

WIRTIN. Der alte Fritz vom Amte war da. Du lieber Himmel, wie sieht der Mann aus! Herr Matthes – nehme Er's übel oder nicht – ich könnte nicht in dem Rock stecken, den ich einem mit Gewalt vom Leibe gerissen hätte.

MATTHES. Haltet das Maul, alte –

WIRTIN. Nun, lieber Gott! Ich werd's nicht ändern. Aber man hat denn doch ein Herz. Es ist Winterszeit – der Mann sah ganz verkehrt aus – Er trank ein Gläschen und suchte in den Taschen. Ja, daß ich was von ihm genommen hätte! Behüte! – Ich schämte mich der Sünde!


Quelle:
August Wilhelm Iffland: Die Jäger. Stuttgart 1976, S. 63-64.
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Die Jäger. Ein ländliches Sittengemälde in fünf Aufzügen