Sechster Auftritt.

[141] Vorige. Herr von Wallenfeld, blaß, mit herunter hängenden Locken.


HERR VON WALLENFELD. Bon jour, Marie! – Trocknet die Stirne. Ah, wie heiß! Schon auf, Kleiner?[141]

KARL. Schon seit vier Uhr.

HERR VON WALLENFELD. Wie viel Uhr ist es? Er setzt sich.

FRAU VON WALLENFELD. Halb acht.

KARL. Um sechs Uhr hat mich die Mama schon frisirt.

HERR VON WALLENFELD sieht ihn flüchtig an. Es ist wahr, du bist ja geputzt.

FRAU VON WALLENFELD geht zu ihm, und küßt ihn auf die Stirne. Dein Geburtstag, lieber Fritz!

HERR VON WALLENFELD. Hm! So? – Er gibt ihr die Hand. Ich danke dir.

KARL zupft seine Mutter am Rocke. Mutter! soll ich jetzt –

FRAU VON WALLENFELD nickt mit dem Kopfe.

KARL stellt sich ein paar Schritte zurück. Heute ist der glückliche Tag, an dem du, lieber Vater, geboren bist. Wir freuen uns alle herzlich, und wollen –

HERR VON WALLENFELD schnell und unlaunig. Was gibt's?

FRAU VON WALLENFELD legt ihre Hand auf seine Schulter.

KARL. Freuen uns alle herzlich, und wollen – und wollen – Er sieht ängstlich nach seiner Mutter.

FRAU VON WALLENFELD. Wollen dir immer mit Liebe –

KARL. – Herzlich wollen – wollen immer –

HERR VON WALLENFELD. Schon gut! Steht auf. Ich bedanke mich. Es ist ganz gut so.

KARL bleibt auf seiner Stelle stehen. Ich habe alles recht gut auswendig gewußt. Aber –

HERR VON WALLENFELD. Scharmant, recht brav! Er sucht in den Taschen, und findet nichts. Ich will dir hernach – Warte – da! Er findet eine Spielmarke von Perlenmutter. Da ist ein kleiner Fisch für dich, gehe hin, spiele damit.[142]

KARL. Nein, ich darf nichts nehmen, ich habe es nicht gut gemacht. Er läuft fort.


Quelle:
August Wilhelm Iffland: Theater. Band 3, Wien 1843, S. 141-143.
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