Fünfzehnter Auftritt.

[240] Herr von Wallenfeld. General. Adjutant. Zuletzt der Kammerdiener.


GENERAL. Kurz, mein Herr; denn ich bin nicht bei der besten Laune; kurz![240]

HERR VON WALLENFELD. Herr General, ich bin verloren.

GENERAL. Kann sein.

HERR VON WALLENFELD heftig. Ich bin ein Mensch.

GENERAL. Das hoffe ich.

HERR VON WALLENFELD. Der eine Entehrung nicht überleben will! bei Gott, nicht!

GENERAL. Tragen Sie Pistolen bei sich?

HERR VON WALLENFELD. Nein. Wem aber das Leben eine Last ist, dem zerschlägt die nächste Mauer das Gehirn, wenn ihm andere Mittel fehlen!

GENERAL. Sie haben doch Weib und Sohn!

HERR VON WALLENFELD. Wer so unglücklich war, daß er das schändlich vergessen konnte, der häufe nicht Schande auf Schande!

GENERAL. Sie werden jetzt Ihren Dienst haben; gehen Sie.

HERR VON WALLENFELD. Nein, Herr General, nein!

GENERAL. Wollen Sie – daß statt meiner die Polizei mit Ihnen rede?

HERR VON WALLENFELD nach einigem Kampfe. Sie mag mich härter strafen, wenn sie nur schnell straft!

GENERAL. Haben Sie studirt?

HERR VON WALLENFELD. Nein.

GENERAL. In welcher Wissenschaft haben Sie es weit gebracht?

HERR VON WALLENFELD. Ich – Er zuckt die Achseln. Ich – war leider bestimmt, meines Onkels einziger Erbe zu werden.

GENERAL. Und jetzt sind Sie –

HERR VON WALLENFELD. Vater und – Deckt das Gesicht. – Herr General, Sie sind ein Mensch, ein edler Mensch, die Welt ehrt Sie; so – sein Sie es auch gegen mich. Sein Sie strenge;[241] nur bringen Sie mich aus dem Gesicht der Menge. Gleichviel wohin – nur dahin, wo ich vergessen werde.

GENERAL ernst. Das wird sich finden – Jetzt gehen Sie an die Bank. Herr Adjutant!

ADJUTANT tritt ein.

HERR VON WALLENFELD verzweiflungsvoll. Herr General!

GENERAL streng. Gehorsam! – Zum Adjutanten. Sie begleiten den Herrn von Wallenfeld in den Saal.

HERR VON WALLENFELD. In den Tod! Geht mit dem Adjutanten.

GENERAL schellt.

KAMMERDIENER tritt ein.

GENERAL. Sage Er meiner Nichte in's Ohr, sie soll sich bei dem Geheimenrath entschuldigen, und nicht in den Saal herunter kommen. Dann sage Er dem Geheimenrath und Baron Fernau, daß ich sie hier erwarte.

KAMMERDIENER geht ab.


Quelle:
August Wilhelm Iffland: Theater. Band 3, Wien 1843, S. 240-242.
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